Im Aufsichtsrat der Deutschen Bahn gibt es erheblichen Unmut über die Absage des Börsengangs durch die Bundesregierung in der vergangenen Woche.
Eggert Voscherau, Mitglied in dem Gremium und Ex-Vizechef des Chemiekonzerns BASF, kündigte im Tagesspiegel an, er werde sein Mandat zum Jahresende niederlegen.
"Es kann nicht sein, dass der Aufsichtsrat aus der Presse erfährt, was der Eigentümer mit dem Unternehmen vorhat, und das Gremium dies dann nur noch abnickt", zitierte das Blatt Voscherau.
Der Manager äußerte zugleich scharfe Kritik am Umgang der Regierung mit der Bahn. Der Bund habe in den vergangenen Jahren akzeptiert, dass sich die Bahn zu einem internationalen Logistikdienstleister "mit angehängtem Personenverkehr" entwickle.
Hoher Respekt für Mehdorn
Geführt werde der Konzern vom Eigentümer Bund aber wie ein Unternehmen, das ausschließlich Personenverkehr betreibe "und bei dem deshalb jeder Bürgermeister von Flensburg bis Garmisch sowie die Bundesregierung mitreden dürfen". Das sei gefährlich und "fährt das Unternehmen gegen die Wand, wenn sich hier nichts ändert", sagte Voscherau.
Voscherau sagte der Zeitung, er habe erwartet, seine unternehmerische Erfahrung bei der Bahn einbringen zu können. Das sei gegenwärtig aber nicht möglich: "Da muss sich der Bund fragen, was der Aufsichtsrat eigentlich soll", sagte er. "Diese Frage sollte sich jeder andere, der in diesem Gremium sitzt, auch stellen".
Voscherau nahm Bahn-Chef Hartmut Mehdorn und dessen Kollegen von seiner Kritik ausdrücklich aus: "Das ist kein Misstrauensvotum gegen das Management." Er habe vor der Konzernspitze hohen Respekt. Sie habe aber "mit diesem Eigentümer keine leichte Aufgabe".