Chemiekonzern Ciba:Die rettenden Arme der BASF

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Es wäre die teuerste Übernahme in der Geschichte von BASF: Der Ludwigshafener Brancheprimus bietet 3,8 Milliarden Euro für den Schweizer Spezialchemiekonzern Ciba.

Nach jahrelanger und wenig erfolgreicher Sanierung rettet sich der Schweizer Spezialchemiekonzern Ciba in die Arme des weltweiten Branchenprimus BASF. Die Ludwigshafener kündigten am Montag an, den Baseler Traditionskonzern für insgesamt 6,1 Milliarden Franken oder 3,8 Milliarden Euro übernehmen zu wollen. Der Ciba-Verwaltungsrat unter Präsident Armin Meyer und die Konzernleitung empfahlen den Ciba-Aktionären, die Offerte anzunehmen. Im Kaufpreis sind Cibas Schulden von 2,2 Milliarden Franken enthalten.

BASF-Chef Jürgen Hambrecht (links) und Ciba-Chef Armin Meyer. (Foto: Foto: dpa)

Kurssprung für Ciba

Für BASF wäre dies zusammen mit dem vor zwei Jahren übernommenen US-Katalysatoren-Hersteller Engelhard die größte Übernahme in der Firmengeschichte. Auch für Engelhard hatte BASF damals 3,8 Milliarden Euro hingeblättert. Die neuesten Nachrichten sorgten nun an der Börse für einen Kurssprung bei der Ciba-Aktie: Das Papier schnellte um 27 Prozent auf 48,24 Franken in die Höhe. BASF-Papiere büßten dagegen in einem schwachen Gesamtmarkt fünf Prozent auf 35,92 Euro ein.

"Mit dem Erwerb von Ciba stärken wir unser Portfolio und bauen unsere Spitzenposition in der Spezialitätenchemie mit Produkten und Leistungen für eine Vielzahl von Abnehmerbranchen weiter aus", sagte BASF-Chef Jürgen Hambrecht. Damit folgt BASF dem Trend früherer Zukäufe, gerade diesen Chemiebereich auszubauen, der im Vergleich zum Geschäft mit Massenchemikalien höhere Margen abwirft und als weniger konjunkturabhängig gilt. Auch Konkurrent Dow Chemical folgt dieser Strategie. Der US-Konzern hatte unlängst angekündigt, für mehr als 15 Milliarden Dollar den US-Spezialchemiehersteller Rohm & Haas übernehmen zu wollen.

Ciba-Verwaltungsratschef Meyer warb um Zustimmung für die BASF-Offerte: "Diese Transaktion basiert auf einem fairen Preis für unsere Aktionäre, offeriert von einem bevorzugten Eigentümer, um die zunehmenden Herausforderungen unserer Industrie zu bewältigen." BASF zahlt mit 50 Franken je Aktie in bar einen Aufschlag von 32 Prozent gegenüber dem letzten Schlusskurs der Ciba-Aktie. Die Finanzierung sei gesichert, erklärte BASF.

Restrukturierungsfall Ciba

Die Übernahme wird für BASF allerdings keine leichte Aufgabe. Ciba steckt seit Jahren wegen einer verfehlten Einkaufstour und den hohen Rohstoffkosten in der Klemme. Mitte August schockierten die Basler die Börse mit einer Abschreibung von rund 600 Millionen Franken und der Ankündigung, rund ein Drittel der Firma eventuell verkaufen zu wollen. BASF-Chef Hambrecht kündigte bereits an, die Sanierung bei Ciba weiter vorantreiben zu wollen, etwa im Bereich Papierchemikalien: "Ciba ist ein Restrukturierungsfall."

Dadurch und durch die Integration in BASF würden die Ciba-Aktivitäten gestärkt und erhielten eine langfristige Perspektive. Der Standort Basel soll auch künftig ein wichtiger Standort für Teile des kombinierten Geschäfts sein. Weitere Details zu einem eventuellem Stellenabbau, Anlagenschließungen oder Synergien nannte Hambrecht allerdings nicht. Ciba kam 2007 auf eine operative Rendite von 13,9 Prozent, BASF auf 18,2 Prozent.

BASF erwartet, dass die Übernahme bereits im zweiten Jahr zum Gewinn je Aktie beitragen wird. Zur Finanzierung muss sich der Konzern Hambrecht zufolge nicht von seiner zehnprozentigen Beteiligung am Düngemittelkonzern K+S trennen. "Das ist kein Thema", sagte Hambrecht. Seine Bonitätseinstufung sieht BASF nicht gefährdet. BASF hat derzeit das höchste Kreditrating unter den Chemiekonzernen.

Die Angebotsfrist für die Offerte soll voraussichtlich am 1. Oktober beginnen. Mit einem Abschluss der Transaktion rechnet BASF im ersten Quartal 2009. Das Angebot steht unter dem Vorbehalt, dass BASF mindestens 66,67 Prozent aller Namensaktien angedient werden.

© sueddeutsche.de/Reuters, Frank Siebelt, Peter Maushagen/jkr/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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