Daimler:Bernhard verlässt Stuttgarter Konzern

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Schock für den Autohersteller. Wolfgang Bernhard, Vorstandsmitglied für LKW, will völlig überraschend seinen Vertrag nicht verlängern.

Von Max Hägler, Stefan Mayr

Daimler-Vorstand Wolfgang Bernhard hat keine Lust mehr, sich mit dem krisengeplagten Nutzfahrzeug-Geschäft des Stuttgarter Konzerns herumzuplagen. Völlig überraschend hat der 56-Jährige angekündigt, seinen im Februar 2018 auslaufenden Vertrag nicht zu verlängern. Damit löste er im Umfeld des Vorstands völlige Verwunderung und Ratlosigkeit aus. Man kenne seine Beweggründe nicht und wisse nicht, wie er sich nun den Übergang vorstelle, hieß es am Donnerstagabend aus dem Unternehmen. Offenbar hatte Bernhard auch seine nächsten Kollegen nicht informiert. Sie erfuhren von seinem Abgang von Spiegel-Online, wo zuerst darüber berichtet wurde.

In der vergangenen Woche hatte Wolfgang Bernhard noch neben Vorstandschef Dieter Zetsche für Pressefotos posiert, bei der anschließenden Bilanzpressekonferenz der Daimler AG in der Stuttgarter Carl-Benz-Arena saß er normal auf dem Podium. Bernhard war aber für die schlechten Nachrichten zuständig: Seine Sparte "Trucks & Buses" ist derzeit das Sorgenkind des Konzerns. Der Gewinn brach 2016 um ein Viertel ein.

Ein Mitglied des Daimler-Aufsichtsratspräsidiums bestätigte der Süddeutschen Zeitung Bernhards Abgang. Dieser sei auch deshalb völlig überraschend, weil Bernhard nirgends unter Beschuss gewesen sei. Zwar seien die Stückzahlen zuletzt zurückgegangen. Schuld daran sei aber nicht Bernhard, sondern die Rezession in diversen Märkten. Wer sein Nachfolger wird, sei völlig offen. Bernhard war zwischenzeitlich als Kandidat für den Vorstandsvorsitz gehandelt worden. Doch inzwischen gilt Entwicklungs-Vorstand Ola Källenius als Favorit. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters will Bernhard künftig selbstständig arbeiten, möglicherweise als Investor. Am Freitagnachmittag tagt der Daimler-Aufsichtsrat, in dieser Sitzung sollte Bernhards Vertrag eigentlich verlängert werden.

Bernhard hat Daimler schon einmal verlassen. Der für seine Entschlussfreude bekannte Manager hatte sich als jüngstes Vorstandsmitglied 2004 gegen die Strategie des damaligen Konzernchefs Jürgen Schrempp gestellt und das Unternehmen. verlassen. Er ging für drei Jahre zu VW nach Wolfsburg.

© SZ vom 10.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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