Covestro:Reif für den Dax

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Die frühere Bayer-Tochter profitiert vom Kunststoff-Boom. Covestro könnte im Sommer in den wichtigsten Aktienindex Dax aufrücken.

Von Benedikt Müller, Köln

Patrick Thomas hat so etwas wie einen Wohlfühlradius. Meistens müsse er nur fünf bis zehn Meter weit schauen, sagt der Chef von Covestro, und schon sehe er ein Produkt, in dem ein Kunststoff seines Chemiekonzerns stecke: etwa Netzteile von Laptops oder Linsen von Handykameras. Covestro profitiert davon, dass die Nachfrage nach Kunststoffen weltweit steigt. Im vergangenen Jahr hat die frühere Bayer-Tochter den Umsatz um knapp ein Fünftel gesteigert, auf gut 14 Milliarden Euro. Unterm Strich blieben zwei Milliarden Euro Gewinn - mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. "Gegenüber dem ersten Jahr als eigenständiges Unternehmen haben wir noch einmal klar zugelegt", sagt Thomas am Dienstag in Köln.

Der Pharma- und Chemiekonzern Bayer hat seine Kunststoffsparte im Jahr 2015 als eigenständige Firma an die Börse gebracht. Noch hält die Mutter 14 Prozent der Covestro-Aktien. Mittelfristig will Bayer aber sämtliche Anteile verkaufen. Der Dax-Konzern kann das Geld gut gebrauchen, um die geplante Übernahme des Saatgutherstellers Monsanto zu finanzieren.

Nun darf die frühere Bayer-Tochter ihrerseits hoffen, in den Index der 30 größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland aufzurücken. "Covestro ist derzeit Spitzenkandidat für einen Aufstieg in den Dax", sagt Uwe Streich von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) am Dienstag. Gemessen am Börsenumsatz und am Wert der frei handelbaren Aktien gehöre der Kunststoffhersteller mittlerweile zu den größten 30 - allerdings nicht zu den größten 25 Unternehmen, was für einen schnellen Aufstieg noch im Frühjahr nötig wäre. "Covestro hätte derzeit aber gute Chancen, nach der regulären Entscheidung im August in den Dax aufzurücken", sagt Index-Experte Streich.

Das Leverkusener Unternehmen liefert Kunststoffe unter anderem an die Autoindustrie, die immer leichtere und flexiblere Materialien nachfragt. Covestro wächst auch im Geschäft mit Dämmstoffen, die an Gebäuden und beispielsweise in Kühlschränken verbaut werden. Die Produktionsstätten des Konzerns seien "nahezu vollständig ausgelastet", sagt der Vorstandsvorsitzende Thomas. Der 60-jährige Brite dürfte allerdings nicht mehr als Chef eines Dax-Konzerns Covestro in die Geschichte eingehen: Er übergibt sein Amt im Sommer an seinen Vorstandskollegen Markus Steilemann. Dieser bezeichnet einen möglichen Dax-Aufstieg am Dienstag als eine "Technikalität" - also etwa eine Rahmenbedingung, die man schwerlich beeinflussen kann.

© SZ vom 21.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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