Chrysler:Die Hoffnung stirbt zuletzt

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Eine Rettung in letzter Minute? Der angezählte US-Autohersteller Chrysler hat sich angeblich mit wichtigen Gläubigern einig.

Kurz vor Ablauf eines Ultimatums der US-Regierung gibt es für den Autohersteller Chrysler neue Hoffnung auf eine Rettung vor der Pleite. Die privaten Gläubiger des drittgrößten US-Herstellers stimmten im Streit um Milliardenschulden Medienberichten zufolge überraschend einer Einigung zu.

Steht am Abgrund: der US-Autohersteller Chrysler. (Foto: Foto: Reuters)

Bei der Opel-Mutter General Motors (GM) zeigten sich die Kreditgeber dagegen am Dienstag vorerst weiter stur.

Der vom Finanzministerium erzielte Kompromiss könne Chrysler womöglich im letzten Moment vor einer Insolvenz bewahren, berichtete die Washington Post in ihrer Online-Ausgabe unter Berufung auf Insider.

Für Chrysler läuft in der Nacht zum Freitag eine Galgenfrist der Regierung für einen erfolgreichen Sanierungsplan ab.

Chryslers Gläubiger würden von ihren fast sieben Milliarden Dollar an Forderungen der New York Times zufolge zwei Milliarden Dollar in bar zurückgezahlt bekommen und dafür auf den großen Rest verzichten. Bislang hatte ihnen die Regierung stattdessen einen Chrysler-Anteil von weit unter zehn Prozent angeboten, sie selbst wollten 40 Prozent.

Blockade bei GM

Bei GM blocken die Kreditgeber angesichts eines Schuldenbergs von rund 27 Milliarden Dollar (21 Mrd Euro) dagegen weiter ab. Sie sehen sich wie bisher die Chrysler-Gläubiger gegenüber dem Staat und der Automobilarbeiter-Gewerkschaft UAW benachteiligt.

Regierung und Arbeitnehmer sollen für ihren Schuldenverzicht jeweils die große Mehrheit an GM und Chrysler bekommen, die GM-Gläubiger aber nach dem Willen des Konzerns und des Finanzministeriums nur zehn Prozent.

Chrysler will der UAW US-Medienberichten zufolge einen Anteil von 55 Prozent geben im Tausch gegen Milliardenansprüche für den Gesundheitsfonds von Betriebsrentnern. Zunächst 20 und später womöglich 35 Prozent soll der italienische Fiat-Konzern bekommen, über dessen Einstieg noch verhandelt wird.

GM bietet dem Staat in seinem neuen Rettungsplan mindestens 50 Prozent an, der Gewerkschaft weitere knapp 40 Prozent. Eine große GM-Gläubigergruppe wies die Offerte von lediglich zehn Prozent für ihre Forderungen als "weder annehmbar noch angemessen" zurück.

GM hat von US-Präsident Barack Obama für seinen Sanierungsplan bis Ende Mai Zeit bekommen - einen Monat länger als Chrysler. GM-Chef Henderson bezeichnete eine Insolvenz aber erst am Montag auch wegen des Widerstands der Kreditgeber als nun "noch wahrscheinlicher".

Den Fiat-Einstieg bei Chrysler hat Obama zur Bedingung für weitere sechs Milliarden Dollar an Hilfen gemacht, vier Milliarden Dollar flossen schon. Die Italiener sind grundsätzlich auch am deutschen Autobauer Opel interessiert. Chrysler gehört derzeit noch dem US-Finanzinvestor Cerberus. Der deutsche Daimler-Konzern vereinbarte gerade den endgültigen Ausstieg aus seiner Restbeteiligung.

Die Beteiligung Fiats könne zur Not auch im Insolvenzverfahren zu Ende verhandelt werden.

© sueddeutsche.de/dpa/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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