Chef von Chinas Ratingagentur Dagong:"In den USA sind wir nicht willkommen"

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Die chinesische Ratingagentur Dagong sorgte kürzlich für Aufsehen, als sie die USA herabstufte. Im SZ-Gespräch spricht Firmenchef Guan Jianzhong über amerikanische Tricksereien, westliche Konkurrenten und seine Expansion nach Europa.

Im Oktober hat die chinesische Ratingagentur Dagong die Kreditwürdigkeit der USA wegen des Haushaltsstreits deutlich herabgestuft - anders als die westlichen Platzhirsche S&P, Moody und Fitch. Nun meldet sich der Chef der chinesischen Ratingagentur Dagong, Guan Jianzhong, mit harter Kritik an der amerikanischen Schuldenpolitik zu Wort.

"Es werden doch keine Werte geschaffen, wenn man Geld druckt. Wenn jede Regierung der Welt so handeln würde, wäre die globale Wirtschaft komplett gelähmt", sagt Guan im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Die Praxis der US-Notenbank, durch milliardenschwere Aufkäufe von Staatsanleihen der Regierung die Verschuldung zu erleichtern, hält er schlicht für "Betrug".

Genau diese äußerst flexible Geldpolitik führt etwa S&P als Argument für die Beibehaltung der zweitbesten Bonitätsnote AA+ für die USA an. Moody's und Fitch halten bislang an der Topnote AAA für die Vereinigten Staaten fest. "Die US-Agenturen haben ihre professionelle Ethik verloren. Sie dienen Washington mit ihren Ratings und verschlimmern damit die Krise", schimpft Guan.

Der Geschäftsmann, der 60 Prozent an der Agentur Dagong hält und gleichzeitig auch die Geschäfte leitet, muss sich gleichfalls mit dem Verdacht mangelnder Unabhängigkeit seines Unternehmens auseinandersetzen. So bekommt das Heimatland China, mit 3,6 Billionen Dollar Devisenreserven auch größter Gläubiger des amerikanischen Staaten, bei Dagong ein höheres Rating als die USA. "Wir haben keine Verbindung zur chinesischen Regierung", betont Guan. Die Agentur wurde zwar 1992 mit Unterstützung von staatlich gestützten Verbänden und Forschungsinstituten gegründet worden. Heute sei die Firma aber vollständig im Besitz privater Investoren.

Im Sommer eröffnete Dagong das erste Büro in Europa, in Mailand. Und Guan will die Rating-Geschäfte mit chinesischem Blick weiter ausbauen: "Wir werden expandieren und binnen zwölf Monaten Büros in Frankfurt und London eröffnen." Dabei folge die Agentur den Vorlieben chinesischer Investoren für Geldanlagen in Europa. "Dagong wird mehr chinesische Investitionen in Europa nach sich ziehen", verspricht der Dagong-Chef.

Das vollständige Interview lesen Sie in der Donnerstagsausgabe der Süddeutschen Zeitung und in der SZ-Digital-App auf iPhone, iPad, Android und Windows 8.

© SZ vom 14.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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