Bundesweite Streiks der Lufthansa-Flugbegleiter:Stillstand in der Luft, Bewegung am Boden

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100.000 Passagiere können nicht wie geplant fliegen - das befürchtete Chaos auf Straßen und Schienen bleibt aber aus. Der größte Streik in der Geschichte der Lufthansa endet erst um Mitternacht, doch die Airline hat sich in einem entscheidenden Punkt auf die Gewerkschaft zubewegt.

Tausende Passagiere mussten am Boden bleiben. Wie viele Reisende genau vom größten Streik in der Geschichte der Lufthansa betroffen waren, ist noch nicht sicher. Fest steht aber: Das befürchtete Chaos ist ausgeblieben. Die Lufthansa musste etwa die Hälfte ihrer insgesamt 1800 Flüge streichen. Bis zum Nachmittag blieb es an Flughäfen und Bahnhöfen aber ruhig, die meisten Passagiere wussten vorher schon Bescheid und konnten rechtzeitig umbuchen. Mit 55.000 SMS und E-Mails habe die Fluggesellschaft ihre Gäste schon früh über Flugausfälle informiert, sagte ein Sprecher.

In die festgefahrenen Tarifverhandlungen kam unterdessen wieder Bewegung: Vorstandsmitglieder der Lufthansa und der Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo haben am Freitagmittag erste Gespräche zur Beilegung ihres Arbeitskampfes begonnen. Damit haben sich beide Seiten nach zweieinhalb Streiktagen erstmals angenähert und zu Beginn schon erste Ergebnisse erzielt.

So will die Lufthansa auf eine maßgebliche Forderung der Gewerkschaft Ufo eingehen und zumindest am Standort Berlin vom Einsatz von Leih-Flugbegleitern absehen: "Lufthansa verzichtet einseitig, auf absehbare Zeit und ohne weitere Vorbedingungen auf den Einsatz von externen Kabinencrews in Berlin", erklärte Vorstandschef Christoph Franz. Die Kräfte der Aviation Power sollen im kommende Jahr ein Übernahmeangebot erhalten, teilte die Fluggesellschaft in Frankfurt mit.

Der Ufo-Vorsitzende Nicoley Baublies hatte den ganzen Tag über auf neue Kontakte gedrängt und schließlich bekanntgegeben, dass man sich zu Gesprächen treffe. Er sei bereit, sofort gemeinsam einen Schlichter zu suchen. Für den Posten des Schlichters kursierten am Freitag bereits erste Namen: Zu den genannten Personen zählen der frühere SPD-Chef Franz Müntefering und der ehemalige Verfassungsgerichtspräsident Hans-Jürgen Papier.

Die Gespräche waren vor zehn Tagen nach 13-monatigen Verhandlungen abgebrochen worden. Seit einer Woche haben die Stewardessen und Stewards der Lufthansa dreimal gestreikt, am Freitag schließlich ganztägig und bundesweit. Die Gewerkschaft will fünf Prozent mehr Geld und ein Ende der Leiharbeit bei Lufthansa. Die bot zuletzt 3,5 Prozent mehr Gehalt verteilt über drei Jahre.

Weitere Streiks solle es zunächst nicht geben. "Wir werden, egal was jetzt in den nächsten ein, zwei Tagen passiert, keine weiteren Streiks planen und verkünden", sagte ein Gewerkschaftssprecher. Die Lufthansa habe quasi kapituliert, indem sie für Freitag fast alles gestrichen habe. Daher habe die Ufo den ersten Schritt zu einer Annäherung gemacht.

Das Restprogramm der Lufthansa besteht im Wesentlichen aus Flügen nicht bestreikter Tochtergesellschaften wie Germanwings. Vor allem in Hamburg und München konnten viele Flüge durch Lufthansa-Regionaltöchter bedient werden. Der Streik hat aber noch Auswirkungen auf den Lufthansa-Flugplan bis weit in die kommende Woche hinein. Für Samstag bis Donnerstag nächster Woche hat die Airline 41 weitere Flugausfälle angekündigt.

© Süddeutsche.de/dpa/dapd/bero - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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