Bundestag:VW-Chef soll aussagen

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Der Untersuchungsausschuss des Bundestages will Martin Winterkorn an diesem Donnerstag zum Dieselskandal des Volkswagen-Konzerns befragen. Winterkorn schweigt seit dem September 2015, womöglich versucht er dies auch in Berlin.

Von Markus Balser, Berlin

Die letzten öffentlichen Auftritte von Martin Winterkorn liegen schon fast eineinhalb Jahre zurück. Am 22. September 2015 veröffentlichte Volkswagen eine kurze Videobotschaft des damaligen VW-Chefs. Vier Tage zuvor hatten US-Umweltbehörden den Abgasskandal publik gemacht. Mit holpriger Stimme versprach der Manager "schonungslose Aufklärung" und redete von "schlimmen Fehlern einiger Weniger". Am Tag nach dem Video trat er zurück: "Ich tue dies im Interesse des Unternehmens, obwohl ich mir keines Fehlverhaltens bewusst bin", sagte Winterkorn. Seither schweigt der Top-Manager.

An diesem Donnerstag soll sich das ändern. Winterkorn muss vor dem Abgas-Untersuchungsausschuss des Bundestags aussagen. "Wir wollen wissen, wer bei VW wann was wusste", sagt der Linken-Politiker und Ausschussvorsitzende Herbert Behrens. Das Gremium will wissen, wie VW auf Hinweise reagiert hat, dass es technisch schwierig werden könne, Abgasgrenzwerte einzuhalten.

Hinweise auf technische Probleme sollen bei VW schon früh kursiert haben. US-Ermittlungsergebnissen zufolge waren bei VW spätestens seit dem Frühjahr 2014 Abgasprobleme in den USA bekannt. Damals veröffentlichte der Forscherverbund ICCT auffällige Abgasdaten von VW-Modellen. Winterkorn soll dazu einen Vermerk in seiner Post gehabt haben. Über mögliche Ursachen oder Risiken sei darin aber nicht berichtet worden, hatte VW dazu erklärt. Klären wollen die Parlamentarier dem Grünen-Politiker Oliver Krischer zufolge auch, ob Winterkorn bereits bei einem Treffen Ende Juli 2015 von Manipulationen erfuhr. Nach offizieller Darstellung von Volkswagen hat der Vorstand erst am 3. September 2015 von den illegalen Abschalteinrichtungen in den USA erfahren.

Winterkorn könnte versuchen, zu schweigen, weil die Braunschweiger Staatsanwaltschaft gegen ihn ermittelt, fürchtet man im Ausschuss. Durchkommen lassen wollen die Politiker den Manager damit nicht. Das gehe nur, wenn er "strafrechtlich negative Konsequenzen fürchten" müsse, sagt Behrens. Die seien bei den für den Untersuchungsausschuss zentralen Fragestellungen aber nicht zu erwarten. "Ich hoffe, dass bei der Erinnerung von VW-Chef Winterkorn und anderen Vertretern der Autobranche keine Amnesie um sich greift."

© SZ vom 19.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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