Britischer Baumarktkonzern:Kingfisher interessiert sich für Praktiker-Märkte

Was passiert mit den Märkten der insolventen Baumarkt-Kette Praktiker? Der britische Anbieter Kingfisher, der sich auf Heimwerker-Profis spezialisiert hat, zeigt jetzt Interesse, einige Filialen zu übernehmen.

Europas größter Baumarktkonzern Kingfisher wagt sich mit eigenen Filialen in den hart umkämpften deutschen Markt - und wird auch als Interessent für Teile der insolventen Baumarktkette Praktiker gehandelt.

"Wir werden Praktiker nicht kaufen, aber wir würden die Filialen sehr gerne in Absprache mit den Vermietern übernehmen", sagte Kingfisher-Chef Ian Cheshire.

Nur eine Woche nach dem Aus für Praktiker kündigte das britische Unternehmen am Mittwoch außerdem die Eröffnung von zunächst vier Märkten seiner Marke Screwfix in Deutschland an. Das Unternehmen, das eher im Hochpreis-Segment angesiedelt ist, ist mit eigenen Märkten unter anderem in Spanien und Großbritannien vertreten, wo die Bauwirtschaft derzeit allerdings in einer Krise steckt.

Der deutsche Einzelhandel gilt international als extrem schwierig. Vor einigen Jahren scheiterte der US-Konzern Wal-Mart mit dem Versuch, sich gegen die flächendeckende Konkurrenz zu etablieren.

Kingfisher - im Baumarktgeschäft weltweit die Nummer drei nach den US-Rivalen Lowe's und Home Depot - ist bereits seit einigen Jahren Großaktionär des deutschen Baumarktkonzerns Hornbach. Dort ziehen die Briten nun ihre Vertreter aus den Aufsichtsgremien zurück. Damit sollten Interessenkonflikte vermieden werden, erklärten die Partner. Die Beteiligung selbst sei dadurch aber nicht berührt, sagte Cheshire.

"Hornbach bleibt ein exzellentes Geschäft, auf das wir vertrauen und mit dem wir ein gutes Verhältnis haben." Kingfisher hält an der Hornbach-Konzernholding gut 25 Prozent der Stimmrechte, der Rest befindet sich im Eigentum der Gründerfamilie.

Noch stärker als bei Hornbach will sich Kingfisher mit seinen Screwfix-Märkten in Deutschland auf Profis konzentrieren - mit Werkzeug und Material für anspruchsvolle Heimwerker sowie Großhandelsangeboten für Handwerker. "Wir sehen dort Chancen, weil derzeit niemand dieses Segment besonders gut bedient", sagte Entwicklungschef Steve Willett.

Praktiker hatte jahrelang versucht, den Markt vom anderen Ende her aufzurollen. Die Billigstrategie mit Rabattaktionen unter dem Slogan "20 Prozent auf alles. Außer Tiernahrung" erwies sich aber als ruinös. Das Unternehmen mit seinen etwa 5300 Beschäftigten fand keine neuen Geldgeber und wird jetzt abgewickelt. In dieser Woche beginnt der Ausverkauf auch in den Filialen, für die zuletzt noch Hoffnung bestand. Für die Praktiker-Tochter Max Bahr, die stärker auf Beratung als auf den Preis setzt, gibt es nach Angaben des Insolvenzverwalters mehrere Interessenten.

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