BP fordert Notfallfonds:"Sicherheit gibt es nicht umsonst"

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BP geht in die Offensive: Der angeschlagene Ölmulti sorgt sich um seine Wettbewerber, wenn sie künftig Umweltkatastrophen verursachen sollten. Der britische Konzern dringt in der Branche daher auf die Einrichtung eines Notfallfonds.

British Petroleum übernimmt die volle Verantwortung für die langfristigen Folgen der Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko. Sollte es allerdings wieder zu einer solchen Ölpest kommen, sei es besser wenn die Branche bei der Bewältigung der Folgen solidarisch zusammenstehe.

Christof Rühl, Cfefökonom der BP Group: "Die Auswirkungen auf die Industrie werden spürbar sein." (Foto: bug.bildextern)

Das Unternehmen schlage daher einen Notfallfonds vor, an dem sich die gesamte Industrie beteilige, sagte Christof Rühl, der Chefökonom des Ölgiganten, im Interview mit der Financial Times Deutschland.

Nicht nur höhere Kosten bei der Ölförderung, vor allem die Folgekosten von Unfällen wie dem Untergang der Bohrplattform Deepwater Horizon vor zehn Wochen seien ein Problem.

Schwäche im System

"Kleinere Unternehmen können sie nicht tragen. Das ist eine Schwäche im System, die angegangen werden sollte." Man müsse überlegen, wie man Risiken besser handhabe, sagte der ranghöchste deutsche Manager bei BP.

Es sei wichtig, weiterhin auch weniger kapitalstarke Unternehmen an den komplizierten Bohrungen im tiefen Wasser zu beteiligen. "Schließlich sind auch gerade die kleineren Firmen oft die Triebfedern des technologischen Fortschritts."

Die Ölpest im Golf von Mexiko ist die teuerste Katastrophe, die die Branche je erlebt hat. Schon jetzt kostete sie BP mehr als 2,7 Milliarden Dollar. Außerdem hat der Konzern einen Hilfsfonds über 20 Milliarde Dollar aufgelegt.

"Die Auswirkungen auf die Industrie werden spürbar sein", sagte Rühl. "Sowohl die Aufsichtsbehörden als auch die Industrie werden reagieren müssen." Er rechne damit, dass die US-Regierung die Sicherheitsstandards verschärft und das Bohren in dem Land, das derzeit wegen niedriger Steuern noch sehr lukrativ ist, teurer wird. "Sicherheit gibt es nicht umsonst", sagte der 52-Jährige.

"Ich wurde noch nicht mit Tomaten und Eiern beworfen"

"Insgesamt sind die Projekte aber so kapitalintensiv und der technologische Fortschritt so rapide, dass die Kosten sich relativieren werden." Die derzeit sehr hohen Raten, mit denen die Ölkonzerne ihre Unfallrisiken versichern, würden "wieder sinken, wenn die Industrie und die Regulierungsbehörden Methoden entwickelt haben, die die Sicherheit verbessern werden."

Rühl beteuerte, dass die 20 Milliarden Dollar an Hilfen, die der Konzern zugesagt habe, keine Obergrenze seien. Zu seinem eigenen Erstaunen hielten sich die Anfeindungen bei seinen Auftritten, auch in den USA, in Grenzen. "Ich wurde noch nicht mit Tomaten und Eiern beworfen", sagte er der Süddeutschen Zeitung.

Rühl, geboren in Erlangen, ist einer der wenigen Deutschen, die es in der Hierarchie bei BP weit nach oben geschafft haben. Erst vor drei Jahren löste der Experte für Makroökonomie den langjährigen Chefvolkswirt des Konzerns, den Briten Peter Davis, ab. Zuvor war er unter anderem für die Weltbank und die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung tätig.

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