Bildung:Gutes Umfeld

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Die Skulptur "Body of Knowledge" des spanischen Künstlers Jaume Plensa auf dem Campus der Goethe-Uni. (Foto: Frank Rumpenhorst/dpa)

Die Goethe Universität genießt in Finanzkreisen dank ihrer wissenschaftlichen Arbeit und ihrer Professoren einen ausgezeichneten Ruf. Auch das House of Finance und die Frankfurt School of Finance and Management setzen auf solide Forschung und Lehre.

Von Katharina Wetzel

Wenn der Name Goethe in Finanzkreisen fällt, geht es meist nicht um den großen deutschen Dichter, sondern um die gleichnamige Universität in Frankfurt. Die Goethe-Universität genießt in Finanzkreisen einen ausgezeichneten Ruf. Den Rat der Wirtschaftswissenschaftler weiß selbst Angela Merkel zu schätzen. Ob in Wiesbaden, Berlin oder Brüssel - Politikberatung gehört für einige Frankfurter Ökonomen zur Forschung und Lehre ebenso dazu wie die privaten Fördermittel von Finanzinstituten.

Auf die Forschung der Stiftungsuniversität sollen die überwiegend öffentlichen und privaten Mittel keinen Einfluss haben, dafür gibt es strenge Richtlinien. Vielmehr kann sich die Uni so die mehr als 60 Professoren im Fachbereich Wirtschaft leisten und Ökonomen werben, die in den USA geforscht haben und zur internationalen Spitzenklasse zählen.

Die räumliche Nähe zu Banken und zur Aufsicht ist hier einmalig

Auch andere Universitäten (Bonn, Mannheim, München) haben ihre Stärken im Fach Wirtschaft. Die räumliche Nähe zu den Banken, den Aufsichtsgremien - Bafin, Bundesbank und Europäischer Zentralbank - ist in Frankfurt jedoch einmalig. Dieser Standortvorteil sorgt für gegenseitige Befruchtung, wovon auch die Studenten profitieren. Sie haben hier die Türme vor ihren Füßen und können auch bei einer der vielen hochkarätig besetzten Konferenzen Kontakte knüpfen. Erholung von so viel Wissenstransfer bietet der beim Campus im Frankfurter Westend gelegene Grüneburgpark.

Vom House of Finance sind es nur wenige Schritte dorthin. Das Haus wurde im Frühjahr 2008, zu Beginn der Finanzkrise, eingerichtet, um die Finanzforschung am Standort Frankfurt zu stärken. Geld- und Finanzexperten, Makroökonomen und Wirtschaftsjuristen forschen hier unter einem Dach. Sie untersuchen etwa, wie sich die europäische Finanzarchitektur verbessern lässt. "Ziel der Forscher ist es, dazu beizutragen, das Finanzsystem so widerstandsfähig zu machen, dass in Krisenzeiten nicht überhastet reagiert werden muss", sagt Muriel Büsser vom House of Finance. Auch der Brexit ist ein Thema, das derzeit die Professoren beschäftigt. "Im Bereich neuer Finanztechnologien und in der Vermögensberatung kann der Standort Frankfurt noch besser werden", sagt Wolfgang König, Geschäftsführender Direktor des House of Finance. Derzeit tut die Universität einiges, um die Finanzstadt Frankfurt noch attraktiver zu machen. So ist vor einem halben Jahr ein "Tech-Quartier" im Hochhaus Pollux entstanden, das die Gründer-Szene vorantreiben soll. "Junge Start-up-Leute haben hier in engem Kontakt zur Universität die Möglichkeit zu einem Ideenaustausch", sagt König. Die acht Institute im House of Finance verfügten über ein jährliches Budget von etwa 20 Millionen Euro, was im internationalen Vergleich nicht sehr viel sei.

In der Nähe, in der Adickesallee, wird im August die Frankfurt School of Finance and Management ihren neuen Campus eröffnen. Die seit 2011 bei der EZB im Ostend gelegene private Hochschule verdoppelt zum Wintersemester ihre bisherige Fläche, um ihren mehr als 2000 Studenten ein "Harvard-Lerngefühl" zu ermöglichen, wie Professor Michael Grote, Vize-Präsident der Frankfurt School berichtet. "Bis 2020 stocken wir unsere 55 Professoren auf 80 auf." An der forschungsorientierten Business School hören Studenten in kleinen Klassen ihre Vorlesungen über Finanz, Wirtschafts- und Managementthemen, alle Bachelor- und Masterprogramme sind kostenpflichtig. "Wir arbeiten hart daran, unseren Studenten ein möglichst gutes Umfeld für ihr Studium zu bereiten." So sei bei Problemen eine persönliche Beratung inklusive, auch helfe man beim Berufseinstieg. Die Aussichten auf eine Karriere in der Finanzbranche sind hier gut.

Die Frankfurt School entstand ursprünglich aus einer Bankenakademie. Träger ist eine gemeinnützige Förderstiftung. Vorsitzender des Stiftungsrats ist Rainer Neske, LBBW-Chef. Der Umsatz der Frankfurt School liegt bei etwa 75 Millionen Euro pro Jahr. Bei neuen Studiengängen ist sie oft Vorreiter. "Wir machen uns darüber Gedanken, welche Bildungsangebote für Banker, die neu nach Frankfurt kommen, interessant sein könnten", sagt Grote. Lenkt der Brexit die Nachfrage nach Ausbildung auf Frankfurt um, ist man gerüstet.

© SZ vom 27.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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