BASF:Im Krisenmodus

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Nach dem Unglück bei BASF bergen Suchtrupps eine weitere Leiche. Das genaue Ausmaß des wirtschaftlichen Schadens ist noch nicht bekannt.

Von Elisabeth Dostert und Susanne Höll, München

Drei Tage nach dem schweren Unfall im Werk Ludwigshafen des Chemiekonzerns BASF haben am Mittwoch Taucher eine Leiche aus dem Hafenbecken geborgen. Es dürfte sich um den vermissten Matrosen eines Löschschiffes handeln. Die Zahl der Toten erhöht sich damit auf drei. Bei dem Unfall waren 25 Menschen verletzt worden, einige davon schwer. Während der Arbeiten an einer Rohrleitung am Landeshafen Nord war es am Montag zu einem Brand und später zu Explosionen von brennbaren Flüssiggasen gekommen. Zum wirtschaftlichen Schaden hat der Konzern bislang keine Angaben gemacht. Große Teile der Produktion standen zeitweilig still. Die beiden zentralen Steamcracker, die ebenfalls nicht mehr liefen, sind nach Angaben des Unternehmens am Mittwochabend wieder angefahren worden. In den Crackern wird unter Dampfdruck Rohbenzin in wichtige Grundstoffe der gesamten Chemieindustrie zerlegt, darunter Ethylen und Propylen, die wiederum für die Produktion von Kunststoffen, Lacken, Klebern oder Pflanzenschutzmittel gebraucht werden. Zu einem Versorgungsengpass in der Industrie dürfte es durch die Produktionsausfälle bei der BASF nicht kommen, sagte Gerd Romanowski, Geschäftsführer des Verbandes der chemischen Industrie (VCI) der Süddeutschen Zeitung. Zum einen gäbe es Vorräte und BASF sei nicht der einzige Anbieter. Branchenexperten erwarten, dass von dem Ausfall vor allem die US-Konkurrenten Dow Chemical, Lyondellbasell Industries und die österreichische Borealis profitieren. Der Industriegase-Konzern Linde erwartet keine Konsequenzen. "Selbst wenn die Produktion heruntergefahren werden sollte, ist vertraglich festgesetzt, welche Mengen abgenommen werden müssen", erklärte ein Sprecher.

Die Flammen auf dem Gelände von BASF in Ludwigshafen sind mittlerweile gelöscht. (Foto: dpa)

Die Staatsanwaltschaft sucht Schuldige, das Umweltbundesamt die Ursachen des Unfalls

Die Aktie der BASF hat das Unglück nicht bewegt, der Kurs bewegte sich vergangenen Tagen wie der Gesamtmarkt. Am Mittwochnachmittag kostete das Papier knapp 79 Euro. Für die materiellen Schäden dürften die Versicherer aufkommen. Die BASF verfügt nach eigenen Angaben über eine Sachversicherung und eine Haftpflicht für Schäden Dritter.

Die Unglücksursache steht noch nicht fest. Die Staatsanwaltschaft Frankenthal, die wegen fahrlässiger Tötung gegen Unbekannt ermittelt, rechnet mit langwierigen Untersuchungen. Nach Ansicht von Roland Fendler vom Umweltbundesamt handelt es sich um einen meldepflichtigen Störfall, da hochentzündliche Stoffe ausgetreten und in Brand geraten sind und Menschen zu Schaden kamen. Dem Umweltbundesamt liegt noch keine Meldung vor. Damit hat BASF noch Zeit. Gemeldet hat der Konzern den Störfall der zuständigen Struktur- und Genehmigungsbehörde Süd in Neustadt, "unverzüglich mit dem Ausrücken der Feuerwehr am Montag", heißt es bei der Behörde. Die Suche nach den Ursachen kann Monate bis Jahre dauern.

Die Suche nach den Ursachen wird Monate dauern. (Foto: dpa)
© SZ vom 20.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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