Bahn:Koordinator gesucht

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Der Präsident des Verbands der Bahnindustrie, Volker Schenk, will ein Bekenntnis der Bundesregierung zur Schiene. Berlin vernachlässige den Sektor.

Von Markus Balser, Berlin

Die deutsche Bahnindustrie wünscht sich mehr staatliche Unterstützung und fordert ein klares Bekenntnis der Bundesregierung zum Schienenverkehr. Die Bundesregierung vernachlässige den Sektor im Vergleich zur Autobranche, sagte der Präsident des Verbands der Bahnindustrie (VDB), Volker Schenk, am Dienstag in Berlin. So gebe es einen Koordinator für die maritime Wirtschaft oder für die Luft- und Raumfahrt. Für den Eisenbahnsektor fehle jedoch solch ein Verantwortlicher in der Regierung. "Wir wünschen uns einen solchen Ansprechpartner für den Bahnsektor." Die deutsche Bahnindustrie hat im vergangenen Jahr so viele Aufträge verbucht wie noch nie. Die Bestellungen bei den Herstellern von Zügen, Gleisen und Weichen kletterten auf einen Rekordwert von 15 Milliarden Euro, wie der VDB mitteilte. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das ein Plus von 58 Prozent. Die Einnahmen der Branche sanken dagegen leicht um 1,6 Prozent auf 12,3 Milliarden Euro. Wegen mehrerer Großaufträge sei die Nachfrage aus dem Inland stark um 66 Prozent auf 7,8 Milliarden Euro gestiegen, Die Bestellungen aus dem Ausland legten um 50 Prozent zu auf 7,2 Milliarden Euro.

Doch für die Branche ist absehbar, dass härtere Zeiten drohen. Vor allem der niedrige Ölpreis trifft die Anbieter von Bahntechnik, weil derzeit immer mehr Verkehr auf die Straße abwandert. In wichtigen Märkten wie den USA oder China sei das Transportaufkommen auf der Schiene zuletzt eingebrochen. Das mache sich bereits in den Auftragsbüchern bemerkbar. Weiter enttäuschend lief aus Sicht des Verbandes das Geschäft mit der Ausrüstung der Schienenwege. Der Auftragseingang stagnierte bei 3,1 Milliarden Euro auf Vorjahresniveau. Die deutlich gestiegenen Finanzmittel des Bundes für den Erhalt des Schienennetzes kämen in der Branche nicht an. "Wir gehen von nötigen Investitionen von jährlich mindestens vier Milliarden Euro aus, allein um den Status quo zu erhalten", sagte Schenk.

© SZ vom 27.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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