Arbeitgeberchef Hundt:Arbeitgeberchef drängt auf Lohnsenkungen

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Angesichts der düsteren wirtschaftlichen Lage ist nach Ansicht von Arbeitgeberpräsident Hundt die Senkung von Löhnen gerechtfertigt.

Thomas Öchsner

Den Arbeitnehmern in Deutschland drohen in der nächsten Tarifrunde Einschnitte. Der Präsident der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände (BDA), Dieter Hundt, hält Forderungen nach einer Senkung der Tariflöhne "aus rein betriebswirtschaftlicher Sicht" für angemessen.

Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt: "Wenn alte Formeln der Gewerkschaften angewendet werden, dass die Produktivitätssteigerung und die Inflationsrate die Grundlage für Tariferhöhungen sein sollen, dann müssten wir im nächsten Jahr in wichtigen Branchen eine deutliche Lohnsenkung vereinbaren." (Foto: Foto: dpa)

Wegen der Wirtschaftskrise und der erheblichen Umsatzeinbußen müsste dies für viele Unternehmen in vielen Wirtschaftszweigen ein Thema sein, sagte Hundt in Berlin. "Wenn alte Formeln der Gewerkschaften angewendet werden, dass die Produktivitätssteigerung und die Inflationsrate die Grundlage für Tariferhöhungen sein sollen, dann müssten wir im nächsten Jahr in wichtigen Branchen eine deutliche Lohnsenkung vereinbaren", fügte er hinzu.

"Leistungen überprüfen"

Der BDA-Chef räumte aber ein, dass Lohnsenkungen wahrscheinlich keine Grundlage für Verhandlungen sein können. Ob der eine oder andere Verband mit solchen Forderungen in die Tarifverhandlungen gehe, könne er nicht sagen. Hundt ließ jedoch erkennen, dass er dies für eher unwahrscheinlich hält. Der Hauptgeschäftsführer des Verbands, Rainhard Göhner, rechnet damit, dass die Arbeitgeber in der nächsten Tarifrunde auf jeden Fall über Kostenentlastungen reden wollen. "Man wird sicherlich bestimmte Leistungen in Manteltarifverträgen überprüfen. Das ist tarifpolitisches Standardwerkzeug", sagte er.

Hundt verteilte am Dienstag viel Lob für die Gewerkschaften. "Die Tarifabschlüsse des ersten Halbjahres zeugen von einer angemessenen, beschäftigungsorientierten, differenzierten und flexiblen Tarifpolitik", sagte er.

Die Lohnsteigerungen bewegten sich in den meisten Fällen in einer Spanne von null bis zwei Prozent. Positiv bewertete der BDA-Chef auch, dass häufig Einmalzahlungen vorgesehen seien, die nicht dauerhaft die Tarife erhöhen. Die Gewerkschaften hätten sich in der Krise "tarifpolitisch vernünftig verhalten". Dies zeigten auch die vielen betrieblichen Bündnisse.

Sorgen bereitet Hundt der wachsende Einfluss von Spartengewerkschaften. Sie versuchten, "für spezielle Teile einer Belegschaft besondere Tarifbedingungen zu erstreiken".

Dies sei eine Gefahr für die Tarifeinheit, nach der in einem Betrieb nur ein Tarifvertrag gelten sollte. "Wir wollen keine englischen Verhältnisse der siebziger Jahre mit einer Zerlegung und Zersplitterung des Tarifsystems", so der BDA-Chef.

© SZ vom 29.07.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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