Altersvorsorge:Die private Rente für alle bekommt eine neue Chance

Und zwar in Form einer "Deutschland-Rente". Das ist gut so. Die Deutschen sollten endlich mehr Geld in die private Vorsorge stecken.

Kommentar von Ulrich Schäfer

Walter Riester hat es schon 1999 geahnt: Es würde schwierig werden, die Deutschen dazu zu bewegen, freiwillig Geld in eine private Altersvorsorge zu stecken. Alle Steuervorteile und Zulagen, so üppig sie auch wären, würden daran nichts ändern. Deshalb wollte der SPD-Arbeitsminister die später nach ihm benannte Riester-Rente zur Pflicht machen, ähnlich wie das in Schweden der Fall ist. Unterstützer hatte er: den Finanzminister, der sich sorgte, andernfalls viel Steuergeld zu verpulvern; und die FDP, die eine verpflichtende Altersvorsorge, deren Geld in Aktien und Fonds fließt, als liberale Idee ansah.

Aber Riester hatte damals auch mächtige Gegner. Die Bild-Zeitung geißelte seinen Vorschlag mit einer mächtigen Schlagzeile als "Zwangsrente", nur wenige Tage später kassierte Kanzler Gerhard Schröder die Pläne. Stattdessen entstand jenes kaum durchschaubare System an Zulagen und Steuervergünstigungen, mit dem der Staat die Deutschen zur privaten Altersvorsorge animieren will - oftmals vergeblich.

Die Deutschland-Rente ist eine Riester-Rente, nur richtig

Die Riester-Rente ist zwar, dem Namen wegen, in aller Munde; aber nicht mal die Hälfte der Beschäftigten, etwa 16 Millionen, hat einen Vertrag abgeschlossen. Bei Menschen mit niedrigen Einkommen, die besonders von Altersarmut bedroht sind, ist der Anteil noch geringer. Deshalb ist es gut, dass drei hessische Minister, zwei CDU-Männer und ein Grüner, nun für ein Projekt werben, dem sie den klangvollen Titel "Deutschland-Rente" gegeben haben.

Deutschland-Rente - das ist ähnlich einprägsam wie Riester-Rente. Und es ist in gewisser Hinsicht auch eine Riester-Rente, wenn auch nicht in der heutigen Fassung, sondern in der ursprünglichen. Denn die drei Minister wollen die private Altersvorsorge, ähnlich wie einst Riester, mehr oder weniger zur Pflicht machen. Jeder soll erst mal automatisch in den sogenannten Deutschland-Fonds einzahlen, der Arbeitgeber soll die Beiträge direkt vom Geld abziehen. Wer das nicht will, hat zwar die Möglichkeit, doch noch "Nein!" zu sagen. Aber die Hoffnung ist, dass möglichst wenig Deutsche von dieser Option Gebrauch machen. Dies ist klug, denn dadurch entstünde eine für jedermann mehr oder weniger verpflichtende private Altersvorsorge, ohne sich dem im Übrigen irreführenden Vorwurf der "Zwangsrente" auszusetzen.

Das Geld sollte professionell und nach klaren Regeln angelegt werden

Dennoch ist die Kritik an dem Vorschlag groß, sie kommt nicht zuletzt aus der Finanzbranche, die nicht möchte, dass ihre einträglichen Riester-Produkte Konkurrenz erhalten. Die Kritiker setzen dabei am zweiten Element der schwarz-grünen Idee aus Hessen an: dem Deutschland-Fonds, denn dieser soll bei der gesetzlichen Rentenversicherung angesiedelt sein, also vom Staat verwaltet werden. Doch solange das Geld professionell und nach klaren Regeln angelegt wird, muss das kein Problem sein - der norwegische Staatsfonds, der erfolgreich in Aktien und andere Anlagen in aller Welt investiert, ist dafür ein gutes Beispiel.

Problematischer wäre es allerdings, wenn es nur einen einzigen Fonds gäbe, in dem man die Deutschland-Rente ansparen könnte, für die Anleger also keine Auswahl bestünde. Besser wäre es, wenn es unter dem Dach des großen Deutschland-Fonds zwei, drei Dutzend Fonds mit unterschiedlichen Strategien gäbe. Dann hätte der Anleger genug Möglichkeiten, ohne dass ihn, wie bei der Riester-Rente, eine übergroße Palette an Angeboten überfordert. Diese Auswahl-Option taucht in den Überlegungen der drei Hessen nicht auf. Sie gehört aber dringend hinein - dann wäre der schwarz-grüne Plan so überzeugend wie damals schon Riesters erster Entwurf.

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