Airbus:"Goldener Fallschirm"

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Jean-Paul Gut, einst Vertriebschef des Luft- und Raumfahrtkonzerns, soll 2007 bei seinem Abschied eine sehr hohe Abfindung bekommen haben. Die Rede ist von 80 Millionen Euro. Das interessiert nun auch Korruptionsfahnder in Paris.

Von Leo Klimm und Klaus Ott, Paris/München

In Industriekreisen ist, wenn ein Manager einen Konzern verlassen muss und trotzdem sehr weich fällt, von einem "Goldenen Fallschirm" die Rede. Bei Jean-Paul Gut, ehedem Vertriebs-Chef und somit einer der führenden Männer im europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS (heute: Airbus), soll der Fallschirm besonders golden gewesen sein. Der Spiegel berichtet von 80 Millionen Euro, die der Franzose Gut nach seinem Weggang im Jahr 2007 erhalten habe. Inzwischen interessierten sich staatliche Korruptionsfahnder in Paris für diesen Vertrag. Gut habe jene Abteilung bei EADS geleitet, die heute im Mittelpunkt von Schmiergeldermittlungen stehe. Airbus beziehungsweise EADS soll in mehreren Ländern bestochen haben, um lukrative Aufträge für Flugzeuge zu bekommen. Vor allem Behörden in Frankreich und Großbritannien gehen diesem Verdacht nach. Airbus kooperiert nach eigenen Angaben mit den Ermittlern.

Gut betreibt laut Handelsregisterauszügen mehrere Firmen von London aus und hält sich öffentlich sehr zurück. Airbus erklärte auf Anfrage, "das fällt alles unter die Details zu Verträgen ehemaliger Mitarbeiter, die wir nicht kommentieren". Im Geschäftsbericht 2007 hatte EADS öffentlich mitgeteilt, Gut habe damals bei seinem Ausscheiden als festangestellter Manager noch 466 667 Euro Gehalt und Bonus bekommen, außerdem ein "Abfindungspaket" in Höhe von 2,8 Millionen Euro. Darüber hinaus habe der Vertriebschef eine weitere Abfindung zum Ausgleich für seine Pensionsansprüche erhalten. Bei Spitzenmanagern, das stand allerdings nicht im Geschäftsbericht, machen die Pensionsansprüche oft mehrere zehn Millionen Euro aus. EADS teilte damals zudem mit, man habe mit Gut noch einen "langfristigen Dienstleistungsvertrag" geschlossen, um seine Expertise auch beim Marketing weiter zu nutzen.

Den Abfindungsvertrag soll der heutige Airbus-Chef Thomas Enders unterschrieben haben. Dass Enders deshalb bei Airbus Probleme bekommen könnte, ist derzeit nicht zu erwarten. Solche Verträge werden normalerweise im Verwaltungsrat des Luftfahrt- und Rüstungskonzerns besprochen, so dass kein Alleingang von Enders vorgelegen haben dürfte. Airbus hatte kürzlich erklärt, Enders habe eine große Untersuchung verdächtiger Geschäfte durch britische und französische Behörden initiiert und die internationale Verkaufsorganisation von EADS/Airbus aufgelöst. Auf diese Weise habe der Konzernchef "einen Teich trockengelegt".

© SZ vom 20.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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