Air Berlin:Der Kurzzeit-Chef

Lesezeit: 1 min

An den Vertragsdetails für Air-Berlin-Chef Thomas Winkelmann gibt es harsche Kritik.

Von Caspar Busse, München

"4,5 Mio für Winkelmann! Für uns Hartz IV", stand auf einem Plakat, das die Beschäftigten von Air Berlin bei ihrer Demonstration am Montag hochhielten. Der Zorn der enttäuschten Mitarbeiter, von denen eine Vielzahl jetzt vor dem Jobverlust steht, entzündete sich auch am Vorstandsvorsitzenden Thomas Winkelmann. Der geht nämlich - finanziell zumindest - vergleichsweise unbeschadet aus der Insolvenz von Air Berlin hervor, im Gegensatz zu vielen Mitarbeitern und auch denjenigen Kunden, die ihr Air-Berlin-Ticket vor dem 15. August gekauft hatten und nun leer ausgehen.

Winkelmann war erst im Februar dieses Jahres zur schwer angeschlagenen Airline gekommen und hatte einen Vierjahresvertrag bis Januar 2021 unterschrieben. Das Festgehalt beträgt 950 000 Euro brutto im Jahr plus möglicher Erfolgsbonus. Winkelmann hatte sich im Fall von Zahlungsschwierigkeiten vertraglich abgesichert: Das Unternehmen hatte eine unwiderrufliche Bankgarantie von bis zu 4,5 Millionen Euro ausstellen lassen, um die Verpflichtungen aus Winkelmanns Vertrag abzusichern, auch wenn das Unternehmen zahlungsunfähig wird. Diese Nachricht, die bereits im letzten Quartalsbericht von Air Berlin stand, sorgt nun für Aufregung. Das sei eine Frechheit gegenüber allen anderen Mitarbeitern, kritisierte die Gewerkschaft. Doch hätte Air Berlin ohne diese Zusicherung überhaupt einen neuen Chef von Format gefunden?

Kritik hatte es an der Berufung Winkelmanns auch schon zuvor gegeben. Der 57-Jährige stand fast 20 Jahre lang in Diensten des größten Konkurrenten Lufthansa und gilt als Vertrauter von Lufthansa-Chef Carsten Spohr. Vermutet wurde, Winkelmann soll nur dafür sorgen, dass Teile von Air Berlin am Ende auch bei Lufthansa landen. Winkelmann arbeitete zunächst bei Kaufhof und kam 1998 zu Lufthansa. Dort arbeitete er zunächst in Miami und New York, dann leitete er die Tochterfirma Germanwings. Von November 2015 an war er dann für das Drehkreuz München zuständig - ein Lufthanseat durch und durch also.

© SZ vom 18.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: