Ärger bei Volkswagen:Wiedeking auf Crashkurs

Zwei Kulturen krachen aufeinander: Der behütete Volkswagen-Konzern wird von Porsche kontrolliert, wo nur die Rendite zählt. Nun muss Porsche-Chef Wiedeking umdenken.

Karl-Heinz Büschemann

Bei Volkswagen ist die Stimmung schlecht. Der neue Eigentümer Porsche, der noch diesen Monat die Mehrheit in Wolfsburg übernehmen will, stößt mit seinem Plan zum Einstieg auf wachsenden Widerstand. Die VW-Manager beklagen die Art, mit der Porsche-Chef Wendelin Wiedeking schon heute in ihre Entscheidungen eingreift. Die Betriebsräte nehmen dem gern hemdsärmelig agierenden Manager übel, dass er die Rechte der Belegschaft beschneiden will.

Porsche-Chef Wiedeking: Selbstbewusster neuer Eigentümer. (Foto: Foto: AP)

Nächste Woche wollen 40.000 VW-Werker demonstrieren. Offiziell fordern sie den Erhalt des VW-Gesetzes, das dem Wolfsburger Konzern Privilegien sichert. Inoffiziell aber wird der Aufmarsch eine klare Manifestation gegen Wiedeking.

Selbstbewusster Eigentümer

Jahrzehntelang waren Gewerkschaften und Betriebsräte bei VW die eigentlichen Herrscher im Hause. Ohne sie lief nichts. Da auch das Bundesland Niedersachsen zum Aktionärskreis gehört, galten in Wolfsburg nicht immer harte Renditevorgaben. Die Sicherung der Arbeitsplätze hatte Vorrang, auch wenn das Unternehmen sich die Großzügigkeit nicht leisten konnte.

Das ändert sich, und die VW-Belegschaft tut sich damit schwer. Porsche ist ein selbstbewusster, neuer Eigentümer und seinem Chef Wendelin Wiedeking sind die alten Gewohnheiten egal. Für ihn zählen nur Erfolg und Rendite. Die konnte er bei Porsche garantieren - sogar im Einvernehmen mit seinem Betriebsrat.

Trotzdem sollte er seine Haltung bei VW überdenken. Er wird der Mannschaft Zugeständnisse machen müssen, auch wenn er sie für falsch hält. Sonst wird die Übernahme von VW für ihn zum Fiasko. Es reicht nicht, Herr im Hause zu sein. Die Mitarbeiter müssen ihn auch respektieren.

© SZ vom 04.09.2008/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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