Abgasaffäre:VW ist gefangen in der Vergangenheit

Bei Volkswagen funktioniert wenig und das zu langsam. Überraschend schnell geht es nun mit den Millionen-Boni der Vorstände.

Kommentar von Thomas Fromm

VW-Chef Matthias Müller würde am liebsten alles hinter sich lassen, jetzt und sofort. Den Dieselskandal, die Rückrufe, die möglichen Milliardenstrafen. Einfach nur noch an die Zukunft denken. An Elektroautos, selbstfahrende Digital-Limousinen, an eine coolere, neue Auto-Welt, die so anders sein soll als die Stickoxid-verpestete Diesel-Welt von gestern.

VW kann über die Welt von morgen reden, aber aus der alten Welt kommt der Konzern nicht heraus. Die Aufarbeitung der Dieselaffäre ist gerade erst am Anfang, in den USA und anderswo munitionieren sich große Anwaltskanzleien, und mit den US-Behörden müssen die Details einer Einigung erst noch geklärt werden. Man wollte jetzt eigentlich die Ergebnisse der internen Ermittlungen präsentieren - verschoben. Verschoben wie der Rückruf des Passat.

Auf wundersame Weise funktioniert jedoch die Vergütung der Vorstände. Erfolgreich sind sie vor allem bei der Frage, wie mit ihren erfolgsabhängigen Boni umzugehen ist. Die werden gekürzt, aber nur ein bisschen. Dass die Millionen-Zahlungen nicht alle Kontrolleure im Aufsichtsrat für eine gute Idee halten, zeigt: Hinter den Kulissen wird immer noch gestritten. 2016 werde für VW ein Jahr des "Übergangs" sein, verspricht der VW-Chef. Das klingt, als wäre 2017 dann wieder ein normales Jahr. So schnell geht das nicht. VW steckt fest in seiner Vergangenheit.

© SZ vom 29.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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