Schuhdesign:Sneaker - ein Schuh als Lebensgefühl

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Vor hundert Jahren wurden Stoffschuhe mit vulkanisierter Kautschuksohle in den USA zum ersten Mal als "Sneaker" beworben. (Foto: Seth Wenig/AP)

Der Turnschuh ist schon lange viel mehr als eine schnöde Sportbekleidung - Zeit für eine Würdigung.

Von Jan Kedves

Vor Hundert Jahren wurden Stoffschuhe mit vulkanisierter Kautschuksohle in den USA zum ersten Mal als "Sneaker" beworben - als "Schleicher", mit denen sich ganz bequem zur sportlichen Höchstform auflaufen lässt. Seitdem ist der wirtschaftliche und kulturelle Aufstieg der Sneaker nicht aufzuhalten, Riesen-Konzerne wie Nike und Adidas sind um sie herum entstanden. Beigetragen haben dazu auch Sportstars wie Michael Jordan oder Pop-Ikonen wie die Rapper von Run DMC, die für Sneaker geworben und sie zu Fetischobjekten gemacht haben.

Ist deshalb heute die ganze Welt so sneakerverrückt? Sicher ist, dass inzwischen nur noch ein Bruchteil der verkauften Sneaker tatsächlich zum Sport getragen werden. Die meisten Käufer tragen Sneaker heute aus Mode- und Stil-Gründen, entsprechend hat sich das Sortiment stark diversifiziert: Es gibt den riesigen Markt für Retro-Sneaker - technisch veraltete, zu Designklassikern nobilitierte Modelle aus den Siebzigern, Achtzigern und Neunzigern, die immer weiter hergestellt werden. Und es gibt, am oberen Ende des Spektrums, sogar handgearbeitete, Tausend Euro teure High-Fashion-Sneaker, teilweise mit Ledersohle - technisch betrachtet sind dies freilich keine Sneaker mehr, denn ihnen fehlt unten das Gummi.

Ein Gegenstand fürs Museum

Neuerdings werden Sneaker auch zum Gegenstand von Ausstellungen und Büchern. Das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe zeigt aktuell die Ausstellung "Sneaker. Design für schnelle Füße". Währenddessen hat der Gründer von Nike, Phil Knight, seine Autobiografie "Shoe Dog" veröffentlicht, in der er unter anderem von Experimenten mit Plastik in handelsüblichen Waffeleisen erzählt.

Und eine New Yorker Soziologie-Professorin fragt in der ersten rein dem Sneaker-Phänomen gewidmeten soziokulturellen Studie, "Sneaker. Fashion, Gender, and Subculture", warum besonders Männer nächtelang vor Läden campieren, um besonders rare Modelle zu ergatten.

Keine Fragen also mehr zum Sneaker-Kult? Im Gegenteil: Wer ihren Siegeszug wirklich verstehen will, muss vor allem auf die gesellschaftlichen Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte blicken.

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