Bis vor nicht allzu langer Zeit herrschte auf der Herrenbrust gähnende Leere - alles war tief geöffnet, aufgerissen und weit ausgeschnitten. Mittlerweile aber sind nicht nur die Hemden wieder fein säuberlich und bis zum letzten Knopf geschlossen, sondern auch oft noch mit einer Krawatte versiegelt.
Es sind ausgerechnet Anti-Modisten wie Vetements, Balenciaga oder Gosha Rubchinskiy, die den Binder derzeit wieder als Accessoire ins Spiel bringen. Nicht ganz schmal, aber auf keinen Fall zu breit sollte er sein und nonchalant seine Botschaft verbreiten: In einer Welt, die auseinander fällt, ist die Krawatte (im Foto von Paul Smith) wenigstens ein Versuch, alles oberflächlich zusammenzuhalten.
Bei Vetements sahen die Krawattenmodels dann auch aus wie völlig erschöpfte, kaputte Büroarbeiter. Bei Balenciaga blitzte sie ganz klein aus Mantel- und Jackenöffnung, genug, um die durch die Selfie-Kultur entstandene Aufmerksamkeit für das obere Körperdrittel zu bedienen.
xig