High Heels:Der bequemste Stöckelschuh der Welt - tatsächlich?

High Heels: Läuft? Nicht wirklich.

Läuft? Nicht wirklich.

(Foto: Natalie Neomi Isser)

Das Modell verspricht auch High-Heels-Unerfahrenen einen ganzen Tag Tragekomfort - mit einer Absatzhöhe von fast acht Zentimetern. Unsere Autorin hat sich diesen Schuh mal angezogen.

Von Julia Rothhaas

In Sachen Stöckelschuh teilt sich die Welt: Es gibt Frauen, die High Heels problemlos tragen können, stundenlang, ohne auch nur einmal über brennende Ballen und Blasen an den Fersen zu jammern. Manchmal sieht es zwar nicht besonders elegant aus, wie sie darin gehen, aber das ist eine andere Geschichte.

Und dann gibt es diejenigen, die es keine fünf Minuten aushalten. Die sofort jammern und deswegen ihre hohen Schuhe entweder gar nicht erst anziehen oder sie unter dem Tisch vom Fuß streifen, sobald sie nur können. Für die soll es nun einen Schuh geben, der hoch und doch bequem ist. Das hört sich für Frauen dieser Kategorie in etwa so realistisch an wie ein Upgrade in die First Class, für das man nichts bezahlen muss.

Der erste Eindruck: Dieser Schuh tut weh. Aber nicht dem Fuß, sondern dem Auge

Die "18 Hour Heels" der englischen Designerin Shaherazad Umbreen sollen die bequemsten Stöckelschuhe sein, die man überhaupt nur tragen kann. Und zwar 18 Stunden lang, den ganzen Tag also, vom Büro bis in die Bar. Wenn das mal gut geht.

Der erste Eindruck: Tut weh. Nicht der Schuh am Fuß, sondern dem Auge. Denn schön sind die 18 Hour Heels nicht. Der Probeschuh namens "Take My Lead" (zu Deutsch "Übernimm du die Führung") ist unangenehm klobig und noch dazu aus schwarzem Lack. An der Seite prangt ein dicker goldener Knopf mit einem hineingefrästen S, das wohl für Shaherazad steht. Wenn man den Knopf abnimmt, kann man sich stattdessen schwarz glänzende Riemchen um den Schuh schnallen, damit er einem nicht vom Fuß rutscht. Die Riemchen sind auch mit diversen Verzierungen aus Strasssteinen zu haben, aber dann wird es wirklich albern.

Stunde 1: Wie es neue Schuhe so an sich haben, sind auch die 18 Hour Heels erst einmal nicht bequem. Es drückt vorne am Spann, aber da muss man durch, sie sind eben noch nicht eingetragen. Zum Glück ist der Absatz nicht besonders hoch, obwohl der Stöckel sehr schmal ist. Aua-Frauen wissen, dass Pfennigabsätze die schlimmsten sind: Sie sehen zwar super aus, vor allem, wenn sie schön hoch sind, aber darin schaffen es manche Frauen nicht mal vom Bad in die Küche.

Umbreen hat sich die 18 Hour Heels ausgedacht, weil sie sich selbst Schuhe wünschte, die sie nach einem langen Tag nicht gleich vor Wut in die Tonne kloppen wollte. Und so dachte sie an Flamingos, ihre Lieblingstiere, denn die Designerin war von den Tieren fasziniert, die stundenlang oft nur auf einem Bein stehen - und das schmerzfrei. Sie fand heraus, dass Flamingos deshalb so gut balancieren, weil sie ihr Körpergewicht perfekt verteilen. Zwei Jahre lang experimentierte sie mit Sohle, Stöckel, Spitze, bevor sie den Schuh auf den Markt brachte, der das eigene Gewicht auch gut verteilen soll. Und der nur eine Absatzhöhe von 7,62 Zentimetern hat beziehungsweise drei Inch: dem von ihr errechneten Maximum an Stöckel, bevor Schuhe unbequem werden.

Selbst Victoria Beckham ist ins Lager der Plattfüßler gewechselt

Stunde 4: Welch Glück, dass man im Sitzen arbeiten darf. So kann niemand sehen, was man da an den Füßen trägt. Bis zum Mittagessen. In der Kantine kommt man sich vor wie die Queen, die auch immer hohe Schuhe anhat, die aber so flach sind, dass sie eigentlich nicht so genannt werden dürften. Kurzum: Man fühlt sich wie eine Oma. Die Kollegin macht Witze, das hilft jetzt auch nicht weiter. Dafür halten sich die Schmerzen in Grenzen. Immerhin.

Stunde 6: Ha, sie tun doch weh! Sofort muss man an Victoria Beckham denken, die im Februar konsequent vom High Heel ins flache Lager umstieg. Jahrelang war sie in schwindelerregender Höhe durch die Welt gestöckelt, plötzlich sah man sie nur noch tiefergelegt herumlatschen. Sie könne hohe Schuhe einfach nicht mehr tragen, sagte sie, und wurde herzlich im Lager der Plattfüßler begrüßt.

Stunde 9: Ein weiterer Nervfaktor neben dem brummenden Schmerz am Fuß ist der Absatz, mit dem man auf dem Nachhauseweg in den Rillen zwischen den Gehsteigplatten hängen bleibt. Um zu vermeiden, dass der Lack aufreißt, hüpft man von Platte zu Platte. Das wirkt bestenfalls dynamisch, sorgt aber nicht unbedingt für eine elegante Erscheinung.

Stunde 10: Kein Barhocker frei, na besten Dank. Nun hilft auch kein Drink mehr, um sich hüftabwärts zu betäuben. Wenn die Schuhe wirklich den Flamingos abgeschaut sind, haben die Tier ein Höllenleben. Ein treffenderer Name für die 18 Hour Heels wäre 18 Steps Heels - nicht mehr als 18 Schritte am Tag! Und dann rein in die Filzpantoffeln.

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