Geschmackssache: Paella

Jamie Oliver hat die Spanier mit Wurst-Paella verärgert. Ganz ehrlich: Was soll die Aufregung? Authentizität ist in der Küche ohnehin nur eine Illusion.

Man muss wirklich nicht mit allem einverstanden sein, was Jamie Oliver so auf den Tisch bringt, aber seine Paella sollte jeder probieren - und zwar wegen des Protests dagegen. Was war passiert? In dieser Woche hatte der britische Küchendarling vorgeschlagen, das Reisgericht mal mit Chorizo, pikanter spanischer Wurst, zuzubereiten - und so den Zorn spanischer Traditionalisten erregt. Ach ja! Vielleicht sollten die Hardliner mal ans Mittelmeer reisen, um das Paella-Angebot der Touristen-Lokale zwischen Barcelona und Malaga auf Authentizität zu prüfen. Für Hass-Tweets wäre dann jedenfalls keine Zeit mehr, bei Tausenden Farbstoffanalysen. Was also soll die Aufregung? Paella ist eine köstliche Restepfanne aus der Region Valencia, die es längst in vielen Varianten gibt, schließlich bedeutet Kochen auch immer Veränderung, Entwicklung. Wo das Dogma beginnt, endet der Geschmack. Anders wären auch Nationalgerichte nie entstanden. Andalusier wären erstaunt, wie unandalusisch Gazpacho ist. Die Weißwurst? Kommt aus Frankreich. Spaghetti Carbonara? Vermutlich eine Erfindung britischer Besatzungssoldaten. Also ran an die Paella-Pfanne, kreativ sein! Wo die Grenze ist, muss jeder selbst wissen, nur soviel: Basmatireis ist dafür eher keine gute Idee. Wir werden jetzt übrigens nicht so wahnsinnig sein und hier mal eben auf zehn Zeilen rumrollen, wie Paella geht. Aber manchmal hilft ja auch ein Lokaltipp: Zugegeben, Mallorca gilt Puristen für dieses Gericht nicht als erste kulinarische Adresse. Doch im Restaurant "El Bungalow" in Palma (www.rtebungalow.com) schmeckt es tatsächlich. Die Wirtin hier ist oft schlechter gelaunt als jeder Traditionalist. Aber Paella, Meerblick und Preis-Leistung machen das mehr als wett. Ganz ohne Chorizo.