Geschmackssache:Gurke

(Foto: imago stock&people)

Sie wird geschätzt, wenn es darum geht, den Kindern schnell zwei Scheiben Grünzeugs aufs Salamibrot zu schummeln. Interessanter wird es, wenn man die Gurke ein wenig herausfordert.

Von Marten Rolff

Sie mag zu 90 Prozent aus Wasser bestehen, doch die übrigen zehn Prozent der Gartengurke haben es in sich: Eisen, Kalzium, Kalium, Phosphor, Vitamine - dieses Fruchtgemüse ist gesünder, als wir ihm zutrauen. Und Ähnliches gilt für den Einsatz der Gurke in der Küche. Ihre wässrige Milde scheint sie eher für schlichte Aufgaben zu prädestinieren: Sie wird geschätzt, wenn es darum geht, einen Beilagensalat zu garnieren oder den Kindern schnell zwei Scheiben Grünzeugs aufs Salamibrot zu schummeln. Sehr praktisch. Doch interessanter ist es, die Gurke ein wenig herauszufordern. Mit ihrer leicht bitteren, mineralischen Kühle bringt sie mühelos sommerliche Geschmacksrichtungen aller Art zusammen, ob fruchtig, sauer, scharf oder süß. Melone, Meerrettich und Dill verbindet sie ebenso zum Salat wie Erdbeeren, Orangen und Pfeffer. Das Ergebnis überrascht, so als würde man herausfinden, dass die harmlose, stets etwas biedere Nachbarin eine fantastische Gastgeberin für kosmopolitische Sommerpartys ist. Am einfachsten lässt sich diese Vielseitigkeit an einem Rezept von Hugh Fearnley-Whittingstall zeigen. Der britische Fernsehkoch kombiniert eine halbe Salatgurke (aufschneiden, Kerne entfernen, Fruchtfleisch würfeln, mit Meersalz würzen und 30 Minuten ziehen lassen) mit 2 säuerlichen, gewürfelten Äpfeln, 8 EL Joghurt und schwarzem Pfeffer. Dieses schlichte Relish taugt als erholsame Currybegleitung oder als erfrischender Zwischengang. Das Ganze ist natürlich ausbaubar: Mit Minze wird die Gurke im Relish so kühl wie Bonnie mit Clyde. Knoblauch und gerösteter Kreuzkümmel geben dieser Mischung fast schon etwas Weltbürgerliches.

© SZ vom 29.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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