Geschmackssache:Die Garmaschine

(Foto: GRAYdesign)

Lachs im Geschirrspüler dünsten? Das schlagen zweifelhafte YouTube-Köche schon länger vor. Nun hat ein Student einen Hightech-Beutel entwickelt, um Steak in der Waschmaschine zu garen. Sein Motiv ist aber ein ernsthaftes.

Von Marten Rolff

Es ist sicher 15 Jahre her, dass der Koch Stefan Marquard mit dem Tipp von sich reden machte, Lachs in der Spülmaschine zu garen. Möglich ist natürlich vieles, wer mit der Harley über den Brenner will, kann sich auch ein Steak an den Auspuff binden. Und bis heute finden sich Videos auf Youtube, in denen ehrgeizige Witzelgarer ihren Fisch in sechs Meter Alufolie wickeln, um ihn dann mit Triumphgrinsen für 90 Minuten zum dreckigen Geschirr zu packen. Dennoch ging es Marquard damals wohl eher darum, sich ins Gespräch zu bringen, als eine Küchenrevolution anzuzetteln. Nachhaltiger wirken da die Motive von Iftach Gazit. Der israelische Student hat eine hermetisch verschließbare Tasche aus wasserfestem Polyethylen-Vlies entwickelt; darin soll man sein Fleisch zu den getragenen T-Shirts in die Waschmaschine geben, um es zu garen. Gazit geht es dabei aber weder um ökologischen noch um kulinarischen Fortschritt. Er sieht die Tasche eher als Küchenhilfe für Obdachlose, die so die Chance hätten, sich im Waschcenter ein warmes Essen zu machen. Was daraus wird, bleibt abzuwarten. Doch ein Verdienst hat der Erfinder bereits: die Entmystifizierung des Fleischgarens. Köche und Kellner machen ja heute um jedes ins Wasserbad getauchte Putenschnitzel Bohei. Ermüdendes Sous-vide-Geraune lässt sich bei der Fleischbestellung künftig abkürzen - mit nüchternen Alltagsanweisungen: die Ochsenlende bitte im Schonwaschgang. 60 Grad. Nicht schleudern.

© SZ vom 15.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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