Duftkerzen aus Kentucky:Brathuhn mit Docht

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Duftes Menü: Einmal Brathühnchen mit Ginger Ale, serviert im Pferdestall - als Kerzen. (Foto: Kentucky for Kentucky)

Es muss nicht immer Vanille sein: Duftkerzen mit dem Aroma von frisch frittierten Hühnerbeinen sollen für den US-Bundesstaat Kentucky werben. Der Duft stammt jedoch nicht aus irgendeinem beliebigen Fastfood-Laden.

Stellen Sie sich vor, Sie betreten eine Wohnung. Der Duft von gebratenem Huhn liegt in der Luft, so unwiderstehlich, dass einem das Wasser im Mund zusammenläuft. Gleich mal in der Küche nachsehen, ob das Essen schon fertig ist. Doch da steht statt eines dampfenden Hühnchens nur eine Kerze im Glas, bedruckt mit einem Stilleben: eine karierte Tischdecke, ein knuspriges Hühnerbein auf einem Teller und ein Einweckglas.

Spätestens jetzt wird klar, woran dieser Duft erinnert: Es riecht wie in einem dieser Schnellrestaurants - allerdings nicht wie in irgendeiner Frittenbude. Sondern genau wie bei Kentucky Fried Chicken. Was daran liegt, dass das Wachs dieser Duftkerze mit dem Originalgeruch frisch frittierter KFC-Hühnchen versetzt wurde. Wie die Huffington Post berichtet, wurde das Grillhuhn-Aroma von der Duftexpertin Kathy Werking in natürlichen Sojawachsen eingefangen und mit einer Gewürzmischung ergänzt, die aus einem geheimen Familienrezept stammen soll.

Doch wozu erfindet jemand so etwas? Um seine Gäste zu frustrieren? Oder um den Umsatz der Fastfood-Kette anzukurbeln? Offenbar handelt es sich bei der Idee in der Tat um eine Markteingstrategie - jedoch nicht von der Hühnerbraterei, sondern vom US-Bundesstaat Kentucky. Wie auf der Homepage von "Kentucky for Kentucky" zu lesen ist, soll die Duftkerzen-Serie dafür sorgen, dass die Welt aufmerksam wird auf die Menschen, Orte und Produkte aus Kentucky.

Immerhin habe der Bundesstaat nicht nur Amerika, sondern die gesamte Weltkultur beeinflusst, schreiben die Betreiber der Webseite. "Wir waren die ersten, die Happy Birthday gesungen, Hühnchen gebraten und sich mit High-Five begrüßt haben", heißt es da. Auch die Erfindung des Bourbon und des Country-Stils Bluegrass sei auf die Südstaaten-Region zurückzuführen.

Die Idee, einen ganz bestimmten, vor Ort erzeugten Duft einzufangen, könnte durchaus Schule machen. Geschäftsleute würden sich die einsamen Abende versüßen, indem sie eine Kerze auf ihren Nachttisch stellen mit der Duftnote "Die Halskuhle meiner Geliebten", Familienväter erfreuen sich in so einem Fall vielleicht lieber am Aroma von "Die Haare meiner Kinder nach einem Vollbad". Selbst ein zunächst von schlechtem Gewissen begleiteter Aufenthalt im Wellnesshotel gewinnt für jede Hausfrau sofort an Qualität, sobald die Duftkerze "Wäschekorb nach drei Tagen" entzündet wird und der vertraute Geruch von getragenen Socken bedrohlich durch den Raum schwebt.

Wer den Duft eines original Kentucky Fried Chicken zu Hause schnuppern wollte, musste schnell sein: Ganze 25 Duftkerzen mit Grillhühnchen-Aroma wurden hergestellt - sie waren nach einer halben Stunde ausverkauft. Dafür gab es sogar das passende Getränk zum Huhn - in Form einer Duftkerze mit dem Aroma eines Ginger-Zitronen-Softdrinks.

Durchaus denkbar, dass die Marketingstrategen demnächst Duftkerzen mit dem Aroma von Prominenten verkaufen: Die Betreiber von "Kentucky for Kentucky" brüsten sich auf ihrer Webseite als Geburtsort von Stars wie George Clooney, Johnny Depp und Hunter S. Thompson. Wer weiß, vielleicht gibt es in Kentucky bald auch eine Duftkerze mit dem Aroma "Clooneys Armbeuge" oder "Getragenes Hemd von Johnny Depp".

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