Draußen feiern:So gelingt die perfekte Grillparty

Lesezeit: 4 min

Wer seine Gäste nur mit Kurzgebratenem verwöhnen will, kommt möglicherweise in Stress. (Foto: lks)

Genug Platz auf der Terrasse und Essen, das jeder mag - wer im Sommer eine Feier für Freunde schmeißen will, kann mit einer Grillparty nichts falsch machen. Unsere Experten erklären, mit welchen Gerichten Sie bei Ihren Gästen punkten und wie man sich beim Einkauf nicht verzettelt.

Von Christina Metallinos

Keine Zeit fürs Abendessen, keine Lust auf Indisch. Der eine darf keine Milchprodukte zu sich nehmen, der nächste kein Gluten: Grillen ist oft der kleinste gemeinsame Nenner, auf den man sich im Sommer als kulinarisches Gemeinschaftserlebnis einigen kann - das dann umso mehr zelebriert wird.

Während man im Winter nur vier Stühle um seinen kleinen Esstisch in der Küche zur Verfügung hat, ergibt sich im Sommer plötzlich eine schier unendliche Weite im heimischen Reihenhausgarten, in der plötzlich der gesamte Freundeskreis Platz findet - perfekte Voraussetzungen für die eigene Grillparty.

Für Koch Klaus Winter sind solche Veranstaltungen Alltag und Geschäft. In seinem Restaurant "Strandhaus" am Bodensee gibt er Grill-Seminare und verköstigt zweimal pro Woche seine Gäste mit einem ganzen Barbecue-Buffet. Selbst für den kleinen Rahmen im heimischen Garten empfiehlt Winter, mit zwei Grills zu arbeiten: einem geschlossenen und einem offenen.

Geduld lohnt sich

Bei der Barbecue-Methode ist es egal, ob man mit Holzkohle oder Gas grillt, die Hauptsache ist, dass bei niedriger Temperatur gegrillt wird und der Grill einen Deckel hat, damit die Hitze nicht entweicht. Darin bereitet Klaus Winter für seine Gäste große Bratenstücke zu, die er im gegarten Zustand nur noch portionieren muss - etwa Schweinehals am Stück, den er drei bis vier Stunden grillt. "Man muss der Versuchung widerstehen, währenddessen unnötig den Deckel aufzumachen. Das Fleisch ist schon noch da, darauf kann man sich verlassen", sagt Winter. Pro Öffnung des Deckels müsse man nämlich mit einer zusätzlichen Garzeit von 15 bis 20 Minuten rechnen - viermal Nachsehen bedeutet also mindestens eine Stunde länger aufs Essen warten.

Grillkönig Michael Hoffmann empfiehlt für diese Zubereitungsart ebenfalls große Fleischstücke vom Rind oder Schwein. "Ein ganzes Roastbeef hat etwa zwei Kilo, reicht für gut 20 Portionen und braucht auch nur etwa 90 Minuten, bis es medium ist."

Den offenen Grill verwendet man daneben mit direkter Hitze. So kann der Gastgeber als Ergänzung dazu Würstchen und Steaks grillen und schnell nachlegen, wenn das Fleisch aus dem Barbecue-Grill zur Neige geht. Wer es besonders stressfrei möchte, dem empfiehlt Klaus Winter aber, auf der eigenen Grillfeier ausschließlich auf Barbecue-Fleisch zurückzugreifen. "Dann sitzt man selbst auf seiner eigenen Grillparty und steht nicht nur am Grill", so der Koch. Hat man nur einen Grill und muss ausschließlich mit direkter Hitze auskommen, muss man sich bei der Gästeliste dennoch nicht beschränken. "Würstchen und Nackensteaks gehen wirklich schnell, so dass man selbst mit einem relativ kleinen Grill zwanzig Gäste satt bekommen kann", sagt Michael Hoffmann.

Einkaufen nach Maß

"Grundsätzlich neigt der Privatmann dazu, überzukalkulieren", sagt Klaus Winter, "Niemand will sich die Blöße geben, dass das Essen ausgeht. Und dann isst man selbst zwei Wochen an dem, was am letzten Sonntag gegrillt werden sollte." Für den Einkauf empfehlen die beiden Experten deshalb folgende Mengen:

  • 300 bis 350 Gramm Fleisch pro Person insgesamt, aufgeteilt über zwei bis drei Fleischgerichte. Einzige Ausnahme: Handelt es sich bei den Gästen ausschließlich um hungrige Männer, dürfen es gerne auch 400-500 Gramm pro Gast sein.
  • 100 Gramm Sättigungsbeilagen wie Polenta oder Kartoffeln
  • 80 bis 90 Gramm Gemüse, etwa Grillgemüse oder gefüllte Tomaten
  • Etwas frisches Brot und drei bis vier Salate, die auch ohne Kühlung nicht zusammenfallen. Beispielsweise Karottensalat, Bulgursalat oder Nudelsalat ohne Mayonnaise

Michael Hoffmann rechnet außerdem immer mit zwei bis drei Personen mehr, falls jemand doch noch seinen Partner mitbringt. "Außerdem sollte man beachten, wie viele Vegetarier dabei sind oder ob Gäste irgendwelche Unverträglichkeiten haben", sagt er.

Abgesehen vom Essen hat Hoffmann noch eine praktische Empfehlung aus eigener Erfahrung. "Sorgen Sie für Beleuchtung, vor allem am Grill. Gerade dort ist es oft dunkel und man sieht gar nicht, ob die Würstchen schon Farbe angenommen haben", sagt Hoffmann. Dann steht der perfekten Grillparty nichts mehr im Weg, bis auf eine essentielle Zutat, meint der Grillkönig: "Eiskalte Getränke, gerne auch etwas mehr - denn der Partykiller Nummer Eins ist, wenn es nichts mehr zu trinken gibt."

Grundsätzlich gehört für Klaus Winter zu einer gelungenen Grillfeier vor allem: gutes Fleisch. "Es muss kein Rindfleisch aus Argentinien hergekarrt werden und es muss auch nicht immer das Filet sein", sagt er. Auch aus "unedlen" Teilen wie Schulter oder Brust werde durch das langsame Grillen eine kulinarische Spezialität. "Das Fleisch ist dann so zart, dass man es sogar mit der Hand zerlegen kann", sagt Winter.

Roastbeef-Involtini zum Nachlegen

Als Gourmetversion zum Kurzbraten empfiehlt Klaus Winter Roastbeef-Involtini: "Die schmecken spektakulär, machen aber nur wenig Arbeit und lassen sich sehr gut vorbereiten." Dafür schneidet er Roastbeef in dünne Scheiben, so wie für andere Varianten von Rouladen. Danach schneidet er auch Zucchini und Auberginen längs in Scheiben, salzt und ölt diese leicht und grillt sie kurz an, damit sie etwas weicher werden. "Danach macht man ein Pesto - entweder klassisch mit Basilikum oder aus getrockneten Tomaten, Oliven, ein wenig Öl und Basilikum", so Winter. Im Anschluss daran legt er die Roastbeefscheiben aus, bestreicht sie mit dem Pesto und belegt sie mit den Zucchini- und Auberginenscheiben. Das Ganze wird danach aufgerollt, mit einem Spieß festgesteckt und auf dem Grill direkt von jeder Seite für zwei Minuten gegrillt.

Gäste selbst entscheiden lassen

Damit jeder selbst entscheiden kann, was für ihn auf den Grill kommt, bereitet Michael Hoffmann auf seinen Grillfeiern gerne eine Besonderheit vor: Spießchen zum Selbstbestücken. "Dafür stellt man wie beim Fondue verschiedene Schüsseln mit den vorbereiteten Zutaten auf den Tisch", so Hoffmann, "unterschiedliche Fleischsorten, vielleicht etwas Fisch, Gemüse wie Paprika, Champignons oder Zwiebeln." Gerade zu Huhn könne man auch sehr gut Obst, etwa Ananas oder Pfirsichstücke, kombinieren. Und für die Kinder schneidet Hoffmann ein paar Würstchen klein. "So macht sich jeder Gast seine eigenen Spieße und kann sie entweder selbst grillen oder grillen lassen - und jeder bekommt nur das auf den Teller, was er wirklich mag."

© Süddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: