Auktion:Christie's versteigert Thatchers Nachlass

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Das Kleid, in dem Margaret Thatcher, damals noch Roberts, mit dem zehn Jahre älteren Denis Thatcher vor den Altar trat, steht zum Verkauf. (Foto: AP)

Sie wollen im nächsten Meeting die Vorstandsetage mit Handbagging beeindrucken? Dann ersteigern Sie eine von Margaret Thatchers gefürchteten Handtaschen.

Von Violetta Simon

Als Premierministerin regierte Margret Thatcher mit starker Hand, nur wenig im Vereinigten Königreich ging ohne ihre Zustimmung. Und nun das: Margret Thatchers Kinder wollen sich von den persönlichen Gegenständen ihrer Mutter trennen. Die Gründe dafür sind nicht bekannt. Doch ein Blick auf die Stücke genügt, um sich zumindest einen Reim darauf zu machen, warum Tochter Carol die Sachen lieber nicht in ihrem Kleiderschrank oder ihrer Vitrine aufbewahren möchte. Und Zwillingsbruder Mark sowieso nicht.

Zum Verkauf steht nicht nur die Garderobe, die in ihrer Schlichtheit eher berüchtigt als begehrt war. Oder - um es mit Thatchers Worten auf den Punkt zu bringen - "Niemals auffällig, nur angemessen". Auch Schmuck und diverse Accessoires, die die "Eiserne Lady" während ihrer Amtszeit begleiteten, werden vom Auktionshaus Christie's angeboten. Selbst das dunkelblaue Hochzeitskleid aus Samt sucht einen Käufer, 20 000 Euro sind dafür angesetzt.

Briten protestieren gegen Verkauf

Keineswegs amused reagierten die Briten auf die Versteigerung: Gerade konservative Anhänger forderten, die Gegenstände wie einen Staatsschatz zu behandeln und in öffentlichem Besitz zu belassen. Das Problem ist: Selbst das Londoner Victoria and Albert Museum, dem der Nachlass zum Kauf angeboten worden war (und das von einem Deutschen geleitet wird), wollte die Sachen nicht - und lehnte dankend ab.

Margaret Thatchers Hochzeitskleid wird nun ebenso versteigert wie das blaue Kostüm und der Schal mit dem Hahnentritt. (Foto: Christie's / Collage: SZ.de)

Nun hoffen Anhänger, dass sich das Margret Thatcher Centre als Meistbietender engagiert und möglichst viele der Exponate ersteigert. Konservative Tageszeitungen wie Daily Telegraph, Times und Daily Mail haben sogar zu Spenden aufgerufen, um die nötigen Summen dafür zu mobilisieren.

Accessoires der Macht

Besonderes Interesse dürften die Handtaschen hervorrufen, mit denen die damalige Premierministerin in Kabinettssitzungen herumfuchtelte, um ihre Forderungen zu unterstreichen. Einem Bericht der Daily Mail zufolge befanden sich in Thatchers Taschen stets offizielle Dokumente, so dass es genügte, sie einfach nur gut sichtbar abzustellen, "um zu zeigen, dass sie es ernst meint", wie eine Parlamentarierin verriet. Eine Eigenart übrigens, die unter der Wortschöpfung "Handbagging" in die Geschichte einging und es schließlich sogar ins Oxford English Dictionary schaffte.

Wer sich also im nächsten Meeting auch einmal fühlen möchte wie die britische Minister-Dompteurin, hat bis 16. Dezember die Gelegenheit, eine der Handtaschen zu ersteigern - und damit womöglich bleibenden Eindruck bei den anwesenden Herren zu hinterlassen. Als Outfit empfiehlt sich das königsblaue Kostüm, das die Erscheinung der "Iron Lady" perfektionierte.

Dieses gute Stück erhielt Thatcher 1984 mit den besten Wünschen von Ronald Reagan. (Foto: Christie's)

Insgesamt 700 000 Euro könnten am Ende bei der Christie's-Auktion zusammenkommen, allein eine diamantene Art-Deco-Halskette dürfte mehr als 200 000 Euro einbringen. Ob jemand allerdings bereit ist, die geschätzten 10 000 Euro für den Adler zu bezahlen, wird sich zeigen. Thatcher bekam das handbemalte Keramik-Gebilde 1984 vom damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan als Gastgeschenk überreicht.

Wer weiß, mit ein wenig Glück lässt ihn ein unachtsamer Mitarbeiter bei Christie's fallen. Und sorgt dafür, dass das Gedenken an Großbritanniens einzige weibliche Premierministerin nicht mit einer Geschmacklosigkeit in Verbindung gebracht wird. Sondern mit ihrem unverwechselbaren Stil: stets angemessen, niemals auffällig.

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