Würzburger Kickers:Eingewechselter Punkt

Lesezeit: 3 min

Gut beschäftigt: Kickers-Torhüter Robert Wulnikowski (Mitte, in Grün) musste gegen den FCK immer wieder in höchster Not klären. (Foto: Micha Will/Getty)

Der Zweitliga-Aufsteiger Würzburger Kickers zeigt sich bei seinem Premieren-Auftritt vor eigenem Publikum größtenteils nervös, erkämpft sich gegen den 1. FC Kaiserslautern aber ein Unentschieden und damit den ersten Punkt.

Von Fabian Swidrak

Die ersten Lauterer Spieler hatten die Umkleidekabine bereits geduscht wieder verlassen, da drehte die Mannschaft von Trainer Bernd Hollerbach noch immer ihre Runden durch das Würzburger Stadion am Dallenberg. Noch eine. Und noch eine. Das Ergebnis aus der Partie zuvor war nicht der Grund, mit dem 1:1 (1:1) gegen den 1. FC Kaiserslautern zum Heim-Auftakt in der zweiten Fußball-Bundesliga war Hollerbach zufrieden. Vielmehr schien es, als wollte er sichergehen, dass seine Spieler auch wirklich mehr gelaufen waren als der Gegner, im Zweifel eben nach dem Schlusspfiff, so wie es schon in den vergangenen beiden Spielzeiten unter seiner Regie gewesen war. Als wollte er sagen: Seht her, darauf könnt ihr euch auch in dieser Saison verlassen, genauso wie auf mich.

12 087 Zuschauer kamen am Sonntagnachmittag zum ersten Heimspiel der Würzburger Kickers nach dem Aufstieg in die zweite Fußball-Bundesliga, dem ersten in der zweithöchsten deutschen Spielklasse seit 38 Jahren. Leidenschaftlich und lautstark begrüßten die Fans die Mannschaft der Unterfranken im in der Sommerpause eilig aufgerüsteten Stadion, auf einem Spruchband stand: "Hallo 2. Liga: Wir sind die Neuen". Erst am Tag vor dem Spiel waren die emsigen Bauarbeiten beendet und einige Sitzplätze noch vom Ordnungsamt abgenommen worden. Bis in den späten Abend hinein hatten die Mitarbeiter der Geschäftsstelle letzte Spuren des Umbaus beseitigt. Wo vorher am Dallenberg eine flache Betontreppe stand, bildet nun eine steile Stahlrohrtribüne die Gegengerade. Das Stadion der Kickers wirkt dadurch enger, geschlossener.

Nicht nur Kaiserslauterns neuer Trainer Tayfun Korkut attestierte den Würzburgern und ihrer aufgehübschten Spielstätte eine "super Atmosphäre", auch die Kickers selbst wirkten ob der noch ungewohnten Kulisse zu Beginn etwas nervös und unkonzentriert - was prompt zum Rückstand führte. Der FCK nutzte die Eingewöhnungsphase der Gastgeber, um das Spiel an sich zu reißen, erarbeitete sich schnell mehr Ballbesitz und schließlich auch den ersten Treffer (20.). Marcel Gaus zog nach einem Angriff über Daniel Halfar und Christoph Moritz aus zentraler Position ab - Würzburgs Hintermannschaft sah dabei schlecht aus, Torwart-Routinier Robert Wulnikowski griff vorbei und ließ den Ball zum 0:1 passieren.

Die Nachlässigkeiten, die Wulnikowski sich erlaubte, machte er jedoch durch Paraden auch wieder gut: Als Lauterns Osayamen Osawe sich anschickte, auf 2:0 zu erhöhen, behielt Wulnikowski die Ruhe, entschied die Eins-gegen-Eins-Situation für sich und hielt die Kickers so im Spiel (32.). "Wir sind in der Phase zu tief gestanden und verdient in Rückstand gegangen", bilanzierte Bernd Hollerbach die Leistung der ersten Halbzeit. "Man darf nicht vergessen, wo wir herkommen. Vielleicht war beim ein oder anderen ein bisschen Nervosität dabei."

Würzburgs Trainer sah sich daher früh zu personellen Veränderungen gezwungen. Für den zentralen Mittelfeldspieler Anastasios Lagos, im Sommer von Panathinaikos Athen gekommen und für den rotgesperrten Taffertshofer in die Startelf gerückt, war der Einsatz nach gut einer halben Stunde beendet. "Ich wollte nach dem Gegentor ein bisschen offensiver spielen", erklärte Hollerbach und wechselte ausgerechnet Patrick Weihrauch ein. Eine Woche zuvor noch hatte Hollerbach Weihrauch, in der Vorsaison bei der zweiten Mannschaft des FC Bayern München unter Vertrag, für die Auftaktpartie gegen Braunschweig nicht berücksichtigt - mit dem Hinweis, der 22-jährige Rechtsaußen sei noch nicht bereit für die zweite Liga. Gegen Kaiserslautern bemühte Weihrauch sich umso intensiver, den Gegenbeweis zu erbringen - prompt gelang ihm noch vor der Pause die Vorarbeit zum Ausgleich.

Als Kaiserslauterns Stipe Vucur einen Rückpass zu seinem Torhüter spielte, hatte Weihrauch genau darauf spekuliert. Er sprintete los, schnappte sich den Ball und umkurvte Keeper André Weis. Bevor er abschließen konnte, brachte Lauterns herangeeilter Christoph Moritz ihn zu Fall. Den fälligen Strafstoß verwandelte Richard Weil zum 1:1-Endstand (45.). In der zweiten Halbzeit war es dann noch einmal Wulnikowski, der diesmal gegen Alexander Ring die Nerven und sein Team vor dem erneuten Rückstand bewahrte (72.).

"Die Mannschaft fightet, so werden wir auch die nächsten Spiele angehen", sagte Bernd Hollerbach. Er wusste, dass sein früher Wechsel gegen den Traditionsklub aus der Pfalz den ersten Punkt beschert hatte. "Das hat Patrick super gemacht", lobte der Trainer. Die Extrarunden durch das Würzburger Stadion blieben aber auch Weihrauch nicht erspart.

© SZ vom 16.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: