WM-Tagebuch "Blog do Brasil":Geplagtes Gürteltier

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Das WM-Maskottchen Fuleco. (Foto: Nelson Almeida/AFP)

Bei der Eröffnungsfeier zur Weltmeisterschaft in Brasilien bekommt die Welt auch das offizielle Turnier-Maskottchen zu sehen. Schon vor dem ersten Anpfiff muss "Fuleco" einiges aushalten - höchste Zeit, dem Kuscheltier etwas Mitleid zu spenden.

Von Kathrin Steinbichler

Was haben sie sich nicht wieder für Gedanken gemacht vor dieser Weltmeisterschaft, als es darum ging, wer dem Turnier symbolhaft vorstehen soll.

Sepp Blatter mag bei der Präsentation kurz gezuckt haben, der langjährige Präsident des Fußball-Weltverbands duldet ja in den vier Jahren zwischen zwei Weltmeisterschaften sonst niemanden neben sich, der Anspruch erhebt, als offizielle Verkörperung des weltumspannenden Fußballereignisses gesehen zu werden. Aber ein Sepp Blatter verkauft sich nun mal schlecht als Kuscheltier, und so wird es wie bisher bei jeder WM seit 1966 auch in Brasilien wieder ein offizielles Maskottchen geben.

Diesen Donnerstag, bei der Eröffnungsfeier vor dem Auftaktspiel des Gastgebers im Stadion von São Paulo, wird es sich dem Weltpublikum zeigen. Und vielleicht wird dann auch Sepp Blatter Mitleid haben mit dem Wesen, das ein besonderes Tier verkörpert und doch schon doppelten Grund zur Sorge hatte.

Tolypeutes Tricinctus nennen Zoologen das Dreibinden-Gürteltier, das sich bei Gefahr zu einem Ball zusammenrollt und dadurch Angreifer dazu bringt, unverrichteter Dinge wieder abzuziehen. Gegen den Menschen und seinen Umgang mit der Natur allerdings hilft kein Kugeltrick, und so ist das rund 30 Zentimeter große, nachtaktive Tierchen angesichts schrumpfender Lebensräume vom Aussterben bedroht.

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Fuleco heißt das Gürteltier

Doch das Tatu Bola, wie das Gürteltier in Brasilien wegen seiner Vorliebe zur Ballform genannt wird, hat rund um die WM noch ein ganz anderes Problem. Das Kunstfaserwesen, das als gelb-blaues Maskottchen laut Eigenwerbung für die Schönheit der Natur Brasiliens stehen soll, hat von der Fifa für seinen Repräsentantenjob einen neuen, vermeintlich WM-tauglicheren Namen verpasst bekommen.

Fuleco heißt das Maskottchen, was eine Verschmelzung der Wörter "futebol" (Fußball) und "ecologia" (Umweltschutz) sein soll. Am Tag der Namensgebung behauptete prompt die Website eines portugiesischen Wörterbuchs für Umgangssprache, dass dies sonst für das Schimpfwort stehe, das den Allerwertesten umschreibt.

Wochenlang ergossen sich Hohn und Spott über das Maskottchen. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass das eine üble Verleumdung war, Fuleco kann also unbelastet in die WM gehen. Wie sich das Gürteltier allerdings gegen die sehr reelle Bedrohung des Aussterbens wappnen soll, darauf gab es noch keine Antwort.

Vielleicht sollte sich Fuleco nach der Eröffnungsfeier mal mit Sepp Blatter darüber unterhalten. Der weiß jedenfalls, wie man sich hartnäckig über die Zeit hält.

© SZ vom 12.06.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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