WM-Qualifikation:Profifußball überfordert die Spieler

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Kevin Kampl, nach dem Champions-League-Spiel in Monaco. (Foto: Getty Images)

Vier verletzte Dortmunder nach den Quali-Spielen, Aufblähung der WM: Die Masse an Fußballspielen führt zu Erschöpfung bei allen Beteiligten. Leverkusens Profi Kevin Kampl hat nun ein wichtiges Zeichen gesetzt.

Kommentar von Christof Kneer

Am Mittwoch liefen innerhalb kurzer Zeit zwei Fußballmeldungen über den sogenannten Ticker, die miteinander natürlich überhaupt nichts zu tun haben. Die eine Meldung war klein und traurig, sie handelte davon, dass sich in dieser Woche vier Profis von Borussia Dortmund bei ihren Nationalteams verletzt haben. Die andere Meldung war groß und gut gelaunt, sie kündigte an, dass das Fifa-Council am Freitag über die Aufstockung der WM auf 48 Mannschaften beraten wird. Wie gesagt: Diese Meldungen haben nichts miteinander zu tun. Außer natürlich, dass sie unbedingt zusammengehören.

Die Erkenntnis, dass gemeine Funktionäre das Spiel und damit auch die dazugehörigen Spieler immer weiter auspressen, ist nicht neu, aber selten hat man Ursache und Wirkung so anschaulich studieren können wie in der abgelaufenen Länderspielwoche. Diese Woche hatte ja schon damit begonnen, dass Leverkusens Kevin Kampl dem slowenischen Nationaltrainer per SMS für die WM-Qualifikationsspiele abgesagt hatte, Begründung: Er sei "müde und erschöpft", er brauche "einfach eine Pause". Der Trainer hat das angeblich verstanden, nicht aber die Kameraden im Team Slowenien, die beleidigt einen offenen Brief verfassten, Tendenz: Der lässt uns im Stich.

Vermutlich hätte Kampl eher einen Preis verdient, für Naivität & Ehrlichkeit im Dienste der Sache. Kampl hat der Versuchung widerstanden, sich im letzten Augenblick eine Rippenprellung und/oder Gesäßmuskelzerrung zu organisieren, die ihn für die Dauer der Länderspiele vom Sport befreit und in jenem Moment überfallartig ausheilt, in dem die Länderspiele abgepfiffen sind. Dieser Trend ist übrigens tatsächlich eher neu: dass Spieler (und deren Klubs) kleinere Blessuren für Länderspiel-Absagen nutzbar machen - und zwar nicht mehr nur vor Testspielen, sondern jetzt schon vor seriösen Qualifikations-Begegnungen.

Die Klubs sind daran ebenso wenig per se schuld wie die Nationalteams oder die Spieler, aber die Aufblähung von Wettbewerbsformaten hat in Tateinheit mit den ständig steigenden Anforderungen dieses aufreibenden Spiels zu allgemeiner Überforderung geführt - zu besichtigen an skurrilen, kleinen Kampl-Geschichten.

Wer nun die jüngste Länderspielwoche zum Maßstab nimmt, kann schon mal ahnen, welche Debatte auf Joachim Löw zurollt. Im Sommer 2017 muss der deutsche Fußball zwei vollwertige Teams ausrüsten, eines für den Confed-Cup in Russland, eines für die U21-EM. Und gleichzeitig sollen sich die Spieler auch im Namen der Vereine bitte noch mal ausruhen, weil der Sommer 2018 dann ja wirklich stressig wird.

© SZ vom 13.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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