Wimbledon-Siegerin Petra Kvitova:Zu schnell, zu brillant

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Unfasslich souverän in Wimbledon: Petra Kvitova. (Foto: Facundo Arrizabalaga/dpa)

Im kürzesten Wimbledon-Finale seit 1983 zeigt Petra Kvitova, dass sie im Frauen-Tennis künftig eine wichtige Rolle spielen wird. Gegnerin Eugenie Bouchard ist beim 6:3, 6:0 chancenlos - und erklärt ihre Demontage in einfachen Worten.

Von Michael Neudecker, London

Es gab in der Geschichte von Wimbledon schon einige sehr knappe Endspiele, mitreißende Endspiele, aufwühlende Endspiele, und es gab einige kurze, klare, einseitige, das kürzeste bei den Frauen ist jenes von 1922: Damals gewann Suzanne Lenglen, die sie in ihren Heimat Frankreich schlicht "Die Göttliche" nannten, gegen Molla Mallory aus den USA 6:2 und 6:0, in 23 Minuten. Das Finale 2014 zwischen Petra Kvitova aus Tschechien und Eugenie Bouchard aus Kanada dauerte 55 Minuten, es war dagegen ein epischer Marathon. Es fühlte sich nur nicht so an.

6:3, 6:0, das sind die Zahlen zu diesem Finale, außerdem: 28 zu acht Gewinnschläge für Kvitova, 82 Prozent Punkte nach dem ersten Aufschlag bei Kvitova, vier zu zwölf sogenannte unforced errors. Die Zahlen sagen, was ohnehin jeder der 15000 Zuschauer auf dem Centre Court sehen konnte: Eugenie Bouchard hatte zu keinem Zeitpunkt eine Chance. "Sie hat unglaublich gespielt", sagte Bouchard danach, das kann man so stehenlassen. Das Finale 2014 ist das kürzeste Frauenfinale in Wimbledon seit 1983 und das deutlichste seit 1992, Steffi Graf fertigte damals Monica Seles 6:2, 6:1 ab, aber sie brauchte dafür drei Minuten länger.

Eugenie Bouchard ist jung, sie ist erst 20, das Finale von Wimbledon war ihr erstes Finale im gerade mal sechsten Grand-Slam-Turnier. Sie ist schon das ganze Jahr ein stetes Gesprächsthema im Frauentennis, sie ist das Gesicht der Zukunft, eine, der sie alles zutrauen. In den vergangenen beiden Wochen hat sie oft gezeigt, wie diese Zukunft aussehen kann: Sie hat mitunter beeindruckendes Tennis gespielt, aggressiv, mit platzierten, flachen Grundlinienschlägen, mit nahezu regungsloser Zielstrebigkeit, zum Beispiel die beiden Deutschen Andrea Petkovic (in der dritten Runde) und Angelique Kerber (im Viertelfinale) haben das aus nächster Nähe bewundern dürfen.

Frauenfinale in Wimbledon
:Kvitova erstickt Bouchards Ansturm

Eugenie Bouchard hat in ihrem ersten Grand-Slam-Finale gegen Petra Kvitova nicht den Hauch einer Chance. Mit harten Aufschlägen und kompromisslosen Returns dominiert die Tschechin das Match und gewinnt nach nur 55 Minuten ihren zweiten Wimbledon-Titel.

"Ich kann stolz sein, wie ich hier gespielt habe", sagte Bouchard nach dem Finale ins Mikrofon auf dem Centre Court, die Leute applaudierten, dann sagte Bouchard: "Ich weiß nicht, ob ich Eure Liebe heute verdiene, aber ich weiß das zu schätzen." Die Leute applaudierten noch lauter, man kann ja nicht einmal sagen, dass sie im Finale schlecht gespielt hätte. Sie hat gar nicht mitgespielt.

"Sie hat mich einfach ausgespielt"

Petra Kvitova spielte zu brillant, zu kraftvoll, zu platziert, selbst in den wenigen Momenten, in denen es so aussah, als könne Bouchard zumindest ein bisschen mithalten, gewann am Ende Kvitova. Als es nach einem Break 2:1 für Kvitova stand im ersten Satz, da schien es, als könne Bouchard vielleicht das Re-Break gelingen, es ging ein paar Mal hin und her, irgendwann aber hatte doch wieder Kvitova Spielball, und dann folgte ein Ballwechsel, der viel erzählte darüber, wie Petra Kvitova an diesem Samstagnachmittag auftrat.

Bouchard schlug den Ball in die linke Ecke und in die rechte, sie schlug Überkopfschläge und Volleys, aber Petra Kvitova brachte jeden Ball zurück, und am Schluss, als die Bedrängnis am größten war, schlug sie den Ball von weit abseits des Feldes mit der Rückhand so übers Netz, dass Bouchard keine Chance hatte, den Ball zu erreichen. "Ich hatte keine Antworten heute", sagt Bouchard, "sie hat mich einfach ausgespielt."

Manchmal spielte Petra Kvitova so gut, dass sie es selbst nicht glauben konnte, "ich dachte mir", sagt sie, "oh mein Gott, hab' ich das gemacht?" Sie hat in Wimbledon schon 2011 gewonnen, damals besiegte sie Maria Scharapowa im Finale, und wenn man über die Zukunft im Frauentennis spricht, muss man auch über Petra Kvitova sprechen. Sie ist erst 24, und sie ist bislang die einzige Spielerin, die nach 1990 geboren wurde und ein Grand-Slam-Turnier gewann, nun sogar das zweite.

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