Wettskandal im Fußball:Sichere Tipps, sichere Kicks

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Erwin Horak, der Chef der Staatswette Oddset, rügt die Fußball-Bundesliga und will das Zocken im Internet verbieten.

Klaus Ott

Der Präsident der bayerischen Lotterieverwaltung und Koordinator der Sportwette Oddset, Erwin Horak, kämpft seit Jahren für ein staatliches Toto-Monopol.

Oddset-Chef Erwin Horak beklagt, dass viele Wettkunden zu illegalen Anbietern abwandern. Anonymes Wetten ist bei Oddset nicht möglich. (Foto: Foto: dpa)

SZ: Herr Horak, Wettskandale lassen sich offenbar nicht verhindern. Warum?

Erwin Horak: Zur Klarstellung: Der neue Skandal ist in erster Linie ein Sportskandal. Es waren offenbar Spieler und Vereine bis hin zu Schiedsrichtern bestechlich.

SZ: Fußball-Bundesliga und DFB glauben, der Wettmarkt lasse sich besser regulieren, wenn private Anbieter in Deutschland zugelassen würden. Ist das staatliche Oddset-Monopol überholt?

Horak: Das ist ein Trugschluss. Unser Wettangebot bei Oddset ist moderat ausgestaltet, auch um Manipulationen im Sport vorzubeugen und die Begleitkriminalität einzudämmen. Die kommerziellen Anbieter agieren von Steueroasen aus, mit ausufernden Wetten und deutlich höheren Ausschüttungsquoten.

SZ: Und sie nehmen Ihnen via Internet die Kunden weg. Oddset hat mal mehr als 500 Millionen Umsatz im Jahr gemacht, davon ist nicht viel übrig.

Horak: Es stimmt, wir haben Kunden an illegale Anbieter verloren. Wir hoffen, 2009 trotz der Wirtschaftskrise 200 Millionen Euro Umsatz zu erreichen und rechnen im WM-Jahr 2010 mit einem Wachstum. Wir sind der einzig zulässige Sportwettenanbieter. Die Bundesländer, die das Glücksspiel regeln, müssen dem illegalen Treiben Einhalt gebieten.

SZ: Ist der Kampf um ein Staatsmonopol im Internet-Zeitalter aussichtslos?

Horak: Die Rechtslage ist eindeutig: Kommerzielle Wettanbieter sind verboten. Und dieses Verbot wird von den Behörden nach meiner Beobachtung zunehmend durchgesetzt. Aber das mündet regelmäßig in lange Gerichtsverfahren.

SZ: Und Wetten im Internet breiten sich derweil aus. Gibt es kein Mittel gegen Manipulationen?

Horak: Doch: Oddset. Im Gegensatz zur Konkurrenz verzichten wir auf Live-Wetten oder andere Wetten, die leicht steuerbar und damit sehr manipulationsanfällig sind, wie etwa "Gelbe Karten" oder "Anzahl der Fouls". Solche Wetten gehören zu den Grundübeln. Zudem kann man bei uns nicht im Internet, sondern nur in den Annahmestellen spielen. Anonymes Wetten ist ausgeschlossen. Das Spielen ist nur mit Kundenkarte und persönlicher Identifizierung möglich.

SZ: Und wie soll Ihre Internet-Konkurrenz abgeschaltet werden?

Horak: Die Bundesländer arbeiten an einer Lösung. Die Internet-Provider sollen in die Pflicht genommen werden, ebenso Banken und Kreditkartenbetreiber. Wetteinsätze und Gewinnauszahlungen könnten dann unterbunden werden.

SZ: Schleswig-Holstein will aber das Oddset-Monopol aufheben.

Horak: Eine vorzeitige Kündigung des Länder-Staatsvertrags, der private Anbieter verbietet, ist nicht möglich. Wo sollen dann künftig die 2,5 Milliarden Euro herkommen, die wir als Lotto- und Totogesellschaften aus unseren Erlösen jährlich an die Länder abführen, für Sport, Soziales, Kultur und andere gemeinnützige Dinge? Von der kommerziellen Glücksspielindustrie käme kein Geld.

SZ: Die Bundesligaklubs und auch der DFB rechnen anders.

Horak: Wir zahlen jährlich 500 Millionen Euro allein für den Breitensport. Unsere Konkurrenz ist nur daran interessiert, beim Profisport zu werben, und die Profiligen wollen möglichst hohe Sponsorengelder. Aber was wird dann aus dem Amateursport? Ein Umdenken des Profisports ist dringend notwendig.

© SZ vom 27.11.2009/jbe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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