VfB Stuttgart:Schwäbische Vorfreude

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Ob er sich immer so warm anziehen muss, bleibt erstmal abzuwarten: Trainer Alexander Zorniger. (Foto: dpa)

Beim VfB Stuttgart soll in der kommenden Saison vieles anders werden. Die Fans scheinen den Umbruch zu goutieren. Sie erwarten gar nicht so viel vom neuen Trainer Zorniger: Es kann nur besser werden.

Von Christoph Ruf, Stuttgart

Cacau ist dieser Tage auch wieder in Bad Cannstatt gesichtet worden. Nach dem Intermezzo in China trainiert der einstige Publikumsliebling derzeit bei der Stuttgarter U23. Ein Engagement ist allerdings ausgeschlossen, heißt es beim VfB. "Helmut" halte sich in der alten Heimat nur fit.

Überhaupt scheint man an der Mercedesstraße froh darüber zu sein, dass die Mannschaft, die sich am kommenden Samstag im Freundschaftsspiel gegen Manchester City erstmals auf großer Bühne den Fans präsentieren wird, ein neues Gesicht zeigt. Dass es Sven Ulreich vorzog, einen Stammplatz gegen den Bank-Platz bei den Bayern einzutauschen, ist eine Legende, die nichtsdestotrotz von vielen Fußballfreunden kolportiert wird. In Wahrheit war dem Mann wohl sehr deutlich klargemacht worden, dass ihm auch in der schwäbischen Heimat die Zuschauerrolle droht. Zum Saisonstart gegen Köln wird der Pole Przemyslaw Tyton im Tor stehen, Mitch Langerak, der aus Dortmund kam, hat sich verletzt.

Vakanzen in der Verteidigung

Gefahndet wird derweil weiter nach einem zusätzlichen Innenverteidiger. Selbst wenn Antonio Rüdiger diesen Sommer doch (noch) nicht wechseln sollte, fühlt man sich auf dieser Position nicht ausreichend gut repräsentiert. Für Georg Niedermeier, noch so einen Altgedienten, muss das nichts Gutes bedeuten. Einen Wechsel wird es auch auf der Linksverteidiger-Position geben, für die der Argentinier Emiliano Insua verpflichtet wurde. In der vergangenen Saison hatten sich Konstantin Rausch, Adam Hlousek und Gotoku Sakai dessen Position geteilt. Das Bemühen war allen dreien nicht abzusprechen, über den Rest spricht man in Stuttgart nicht mehr so gerne. Wie man überhaupt am liebsten den Mantel des Schweigens über den Bemessungszeitraum 2014/2015 legen würde.

Nicht, dass der Fußball des VfB da immer grausam gewesen wäre. Auch in der vergangenen Saison sah man zuweilen Spielzüge wie sie mancher Konkurrent nicht auf den Platz bekam. Doch die Balance zwischen Angriff und Verteidigung, die stimmte eben nicht bei dem Team, das 60 Gegentreffer kassierte - mehr bekam nur Paderborn eingeschenkt

Dafür, dass nun alles besser wird, soll ein Mann sorgen, der mindestens so prononciertes Schwäbisch spricht wie der einstige "Minischderbräsidend" Günther Oettinger. Doch während der zu seiner Stelle als Digital-Kommissar der EU wie die Jungfrau zum Kinde kam, qualifiziert Alexander Zorniger einiges für seinen neuen Job beim VfB: Zum Beispiel die Arbeit der letzten Jahre. Mannschaften, die von dem bärtigen Charakterkopf trainiert wurden, liefen sich in der Regel die Füße wund, ging der Ball verloren, wurde der ballführende Gegenspieler von einem Schwarm Zorniger-Spieler angelaufen.

Es hat so einiges am Selbstwertgefühl genagt

One-Touch-Fußball ist Ehrensache bei einem Mann, der im Training selbst mit einfachsten Spielformen nur zufrieden ist, wenn sie in rasantem Tempo ausgeführt werden. Das sind schon mal gute Voraussetzungen, um eine Zielvorgabe der VfB-Bosse umzusetzen, die sie im Gegensatz zu einem anvisierten Tabellenplatz auch offiziell verkündet haben: Man will wieder Fußball mit Wiedererkennungswert spielen. Es hat schließlich beides am Selbstwertgefühl genagt: dass sie weder messbare Erfolge für sich reklamieren konnten noch einen sonderlich attraktiven Spielstil.

Seit Robin Dutt am 6. Januar das Amt des Sportdirektors beim VfB übernahm, hat er längst überfällige Strukturen geschaffen und die sportliche Kompetenz auf der Geschäftsstelle erhöht. Einsame Entscheidungen gehören der Vergangenheit an. Stattdessen tagt nun häufiger ein gut qualifiziertes Gremium aus Trainern, Scouts und Offiziellen, ehe ein Transfer umgesetzt wird. Dass Philipp Laux, der ebenso wie der Cheftrainer von RB Leipzig kam, als Sportpsychologe dazukam, soll im Mannschaftskreis positiv aufgenommen worden sein.

Der VfB-Klientel scheint die Rückkehr zur Seriosität derweil ebenso gut zu gefallen wie die klare Sprache des Alexander Zorniger. Über 30.000 Dauerkarten wurden verkauft, für den Test gegen Man City sind bereits 25.000 Karten weg. Keine Frage: Die Stimmung war schon mal schlechter im Schwäbischen. In den vergangenen Jahren so gut wie immer.

© SZ vom 26.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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