US-Ermittlungen:Loretta Lynch zeigt es der Fifa

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Hielt am Donnerstag eine Pressekonferenz: US-Justizministerin Loretta Lynch (Foto: dpa)

Einfach weitermachen ist zwecklos: Die zweite Angriffswelle der US-Justiz sendet starke Signale an die Fifa.

Kommentar von Thomas Kistner

Die zweite Angriffswelle der US-Justiz in Zürich setzt zwei klare Signale. Das eine ergeht an die Schweizer Behörden. Die beiden verhafteten Vizepräsidenten wären auch auf ihrem Heimatkontinent greifbar gewesen; dass sie in der Schweiz, am Fifa-Sitz, in Haft wanderten, ist wohl kein Zufall. So demonstriert die US-Justiz den Kollegen, dass sie am Ball bleibt. Die Schweizer ermitteln ja ihrerseits im Fifa-Korruptionsgeflecht, kamen aber bisher nicht so flott voran.

Das zweite Signal geht an die Fifa: Es wird nicht funktionieren, was dort jetzt unterm Stichwort Selbstreform als Neustart beglaubigt werden soll: dass die erste Funktionärsreihe, wenn sie ausgeschaltet ist, durch Nachrücker aus dem zweiten Glied ersetzt wird.

Reaktion auf Korruptionsvorwürfe
:Fifa will Präsidentschaft begrenzen und Frauenquote einführen

Der Weltfußballverband baut seine Struktur um: Das Exekutivkomitee soll in eine Art Aufsichtsrat umgewandelt werden, der Präsident an Einfluss verlieren - und mehr Frauen in wichtige Positionen kommen.

Das haben ja die Südamerikaner versucht: Vertraute und Zöglinge ersetzten die im Mai verhafteten Spitzenleute, in den Erdteilverbänden Conmebol (Südamerika) und Concacaf (Nord-/Mittelamerika) ebenso wie in den Nationalverbänden. Dabei hat die US-Justiz dort bereits ein organisiertes Bandentum dargelegt. Es geht um strukturelle Korruption und eine entsprechende Funktionärskultur, die sich über Dekaden wie Mehltau auf den Weltfußball gelegt hat. Es ist naiv zu glauben, mit anderen Abkömmlingen desselben Systems wäre ein Neuanfang möglich.

Am 26. Februar wählt die Fifa den neuen Präsidenten. Der alte, Sepp Blatter, wird in Kürze endgültig aus dem Fußball verbannt. Doch die neuen Thronbewerber stehen dem alten Blatter-System sehr nahe - oder aber dem neuen starken Mann im Fifa-Vorstand, Ahmad Al-Sabah. Der Scheich aus Kuwait fiel in der Fifa-Reformkommission bisher nur als Bremser auf. Zu seinen Kollegen dort zählt Gorka Villar. Der Spanier ist Sohn des jüngst vom Fifa-Ethikkomitee verwarnten Angel Villar Llona - und Generalsekretär des Skandalverbands Conmebol. Und: Villar selbst ist in Uruguay im Visier von Ermittlern. Was könnte einen Funktionär mehr zum Fifa-Reformer befähigen?

Der Conmebol hat nach dem Schock im Mai weitergemacht, als sei nichts passiert. Das tat und tut nun auch die Fifa. Aber auch die Justiz wird immer weitermachen, nicht nur in Amerika.

© SZ vom 04.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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