Unglücksmänner der Liga:FC Ingolstadt legt ein Schimpf-Lexikon an

Der Aufsteiger hat Pech für eine ganze Saison, über Frankfurt bricht ein Unglück namens Hitz herein und Jürgen Kramny versaut sich die Designer-Jeans. Die Unglücklichen des Spieltags.

Marvin Matip

1 / 7
(Foto: dpa)

Das Verflixte am Unglück ist, dass es selten allein kommt. Wenn das Pech es sich erst einmal bei einem Team gemütlich gemacht hat, dann schlägt es gerne doppelt und dreifach zu. Der FC Ingolstadt zum Beispiel erlebte an diesem Wochenende in Dortmund eine solche Häufung von "Betrug", "Verarschung" und "Beschiss", dass man mit den Zitaten der Beteiligten ein ganzes Schimpf-Lexikon eröffnen könnte. Besondere Erregung rief Aubameyangs Kopfballtreffer zum 1:0 hervor, dessen Irregularität sämtliche 80 000 Zuschauer Sekunden nach dem Einschlag auf der Videoleinwand bestaunten. Ein halber Meter Abseits - das sahen alle. Aber nicht Schiedsrichter Guido Winkmann. Er gab das Tor und verwies die protestierenden Ingolstädter darauf, dass das Videobild für ihn keine Rolle spielen dürfe. Am deutlichsten echauffierte sich darüber Marvin Matip: "Dortmund war so clever und hat das Tor über die Leinwand gezeigt. So viel Dummheit muss eigentlich bestraft werden", sagte der Abwehrchef des FCI. Er konnte so viel Ungerechtigkeit kaum fassen. (jbe)

Dario Lezcano

2 / 7
(Foto: Bernd Thissen/dpa)

Dabei war Matip nicht der einzige Unglücksmann seiner Mannschaft. Dario Lezcano etwa hätte nach seiner Beteiligung an zwei weiteren, spielentscheidenden Szenen allen Grund gehabt, sein paraguayisches Temperament auszuleben. Erst schlitterte ihm bei einem weiten Ball Mats Hummels kurz vor dem Torschuss elfmeterreif in die Parade und dann folgte jene Szene, die ganz Ingolstadt in den Wahnsinn trieb: Hummels überlupfte mit einem Rückpass aus dem Kuriositätenkabinett den eigenen Torwart. Eigentlich ein astreines Eigentor des Jahres - doch erneut begünstigte der Schiedsrichter den BVB, indem er Lezcanos Annäherung an Hummels bei dessen Rückspiel abpfiff. "Die Ingolstädter haben so euphorisch gejubelt. Ich dachte tatsächlich, er gibt ihn", sagte Hummels. Doch der Assistent an der Seitenlinie intervenierte. "Foul, Foul, Foul!", sei ihm via Headset zugerufen worden, berichtete Referee Winkmann. Nur Lezcano sagte: nichts. (jbe)

Javi Martínez

3 / 7
(Foto: Bongarts/Getty Images)

Manchmal kann einer zum Unglückstyp werden, ohne dass er überhaupt mitgespielt hat. So geschehen am Sonntag bei Javi Martínez. Als wären die Bayern nach dem Ausfall ihres Abwehrstrategen Jérôme Boateng nicht schon genug geplagt, verabschiedete sich kurzerhand auch noch der Spanier in den Krankenstand. Es schmerzt das malade Knie - wieder einmal. Beim 27-Jährigen ist dieser Körperteil nach einem Totalschaden im Sommer 2014 ohnehin fragil, jetzt dürfte er erneut wochenlang raus sein. Für die Bayern ist das eine katastrophale Nachricht, denn es stellt sich langsam die Frage, wer überhaupt noch übrig ist, um in der Champions League die Pogbas, Messis und Benzemas am Toreschießen zu hindern. Pech, Unglück, Mistseuche - auf Spanisch heißt das übrigens: mala suerte. (jbe)

Eintracht Frankfurt und Alex Meier

4 / 7
(Foto: dpa)

Unglück ist laut Duden ein "plötzlich hereinbrechendes Geschick, das einen oder viele Menschen betrifft". Die vielen Menschen waren die Spieler von Eintracht Frankfurt beim 0:0 gegen den FC Augsburg. Über sie brach FCA-Torhüter Marwin Hitz als verhängnisvolles Ereignis herein. Der Schlussmann parierte drei hervorragende Torchancen der Eintracht mit noch hervorragenderen Paraden: Alexander Meier, Stefan Aigner und Szabolcs Husztis scheiterten an Hitz. Meier lobte danach sogar den Unglücks-Propheten: "Das war die unglaublichste Parade." Damit zeigte er sich als Sportsmann, dabei erlitt Meier gleich mehrere Unglücke: Er erzielte kein Tor seinem 250. Bundesligaspiel und der Dortmunder Pierre-Emerick Aubameyang erzielte seine Saisontreffer 19 und 20 - bereits jetzt ein Treffer mehr als Meier in der kompletten vergangenen Spielzeit schoss. (tbr)

Jeong-Ho Hong

5 / 7
(Foto: dpa)

Im Fußball wird viel geflankt, gepasst, geschossen. Da landet ein Ball auch mal nicht im vorhergesehenen Ziel. Das ist ungeschickt, aber ein Unglück ist es nicht. Erst wenn das Spielgerät per Volley-Schuss vom Frankfurter Torjäger Alexander Meier kommt und im Gesicht landet, ist das ein Unglück - ein ziemlich schmerzhaftes dazu. Diese Erfahrung musste der Augsburger Verteidiger Jeong-ho Hong im Spiel gegen Eintracht Frankfurt machen. Den Südkoreaner traf der Meier-Schuss direkt am Kehlkopf: Der Verteidiger sank nieder, ihm blieb die Luft weg. Die Szene führte zu einer Rudelbildung, weil die Frankfurter den Ball nicht ins Aus spielten, um das Spiel zu unterbrechen. Glück für Hong: Er spielte nach kurzer Zeit weiter und kann jetzt behaupten, dass ihn selbst der Schuss eines Bundesliga-Torschützenkönigs nicht ausknockt. (tbr)

Jürgen Kramny

6 / 7
(Foto: dpa)

Unglück ist immer auch relativ. Als Jürgen Kramny über sein Unglück sprach, passte seine Mimik nicht zu seinen Worten. "Die muss ich wohl wegschmeißen", sagte der VfB-Trainer nach dem 2:1-Sieg gegen den Hamburger SV - und lächelte. Er meinte seine Hose. Beim Jubelsprung nach dem Siegtreffer seiner Mannschaft krachte Kramny mit seinem Spieler Daniel Didavi zusammen, er verlor die Orientierung und lag plötzlich auf dem Hosenboden. An seiner Designer-Jeans ("kostet mindestens 100 Euro") klebten grün-braune Grasbüschel. Mit der Siegprämie wird er sich bestimmt eine neue kaufen können. (schma)

Thomas Schaaf

7 / 7
(Foto: Roberto Pfeil/AFP)

Thomas Schaaf steht nicht im Verdacht, das Leben unnötig zu dramatisieren. Der Trainer von Hannover 96 sieht die Dinge oft nüchtern und pragmatisch. So blieb er auch dann noch ruhig nach der deprimierenden Niederlage gegen Leverkusen, als viele im Klubumfeld schon hektisch das große Unglück des drohenden Abstiegs herbeiredeten. "So blöd sich das anhört, aber wir haben trotz des 0:3 besser gespielt als gegen Darmstadt", sagte Schaaf also. Er kann mit Untergangsszenarien genauso wenig anfangen wie mit übertriebener Euphorie. Als großer Hoffnungsträger war Schaaf im Winter in Hannover empfangen worden, fast als Messias, zumindest aber als erster Meistertrainer der Geschichte bei 96 gefeiert worden. Er mag diese Aufgeregtheiten nicht. Für ihn ist es deshalb auch kein Unglück, zwei Bundesligaspiele nacheinander zu verlieren. "Noch ist unser Ziel erreichbar", sagt Schaaf trocken. Und er hat Recht. (schma)

© SZ.de/jbe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: