Umstrittene Tore der Fußball-Geschichte:Immer wieder Wembley

Geoff Hurst, Thomas Helmer, Stefan Kießling und nun Mats Hummels: Die Liste umstrittener oder nicht gegebener Treffer ist lang - und sie wird immer länger. Seit Jahrzehnten kommt es im Fußball bei der Frage "Tor oder nicht Tor?" zu eklatanten Fehlentscheidungen.

Die strittigsten Szenen im Überblick

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Umstrittene Tore der Fußball-Geschichte:Mats Hummels

Bayern Munich's Dante clears the ball next to Borussia Dortmund's Hummels during their German Cup (DFB Pokal) final soccer match in Berlin

Quelle: Ina Fassbender/Reuters

Geoff Hurst, Thomas Helmer, Stefan Kießling und nun Mats Hummels: Die Liste umstrittener oder nicht gegebener Treffer ist lang - und sie wird immer länger. Seit Jahrzehnten kommt es im Fußball bei der Frage "Tor oder nicht Tor?" zu eklatanten Fehlentscheidungen.

Strittige Entscheidunen über reguläre und irreguläre Treffer gibt es immer wieder. Jüngstes Beispiel: Mats Hummels. Der Dortmunder Innenverteidiger erzielt beim Stand von 0:0 im DFB-Pokal-Finale per Kopf das vermeintliche 1:0 gegen die Bayern. Doch Schiedsrichter Florian Meyer und sein Gespann lassen das Spiel weiterlaufen, geben den Treffer nicht. Dabei ist der Ball hinter der Linie, wie die Bilder zeigen. Auf dem Foto ist zu sehen, wie Dante mit dem Standbein auf der Linie steht und mit links den Ball aus dem Tor schlägt. Meyer spricht nach der Partie, die die Münchner mit 2:0 nach Verlängerung gewinnen, von einer "nicht zweifelsfrei erkennbaren" Situation.

Mithilfe von Torlienentechnologie und Videobeweisen könnten solch strittige Situationen in Zukunft verhindert werden. Doch erst im März entschied sich in einer Abstimmung der Deutschen Fußball Liga (DFL) die Mehrheit der Profiklubs gegen Hilfsmittel wie dem Chip im Ball. Kritisiert werden vor allem die zu hohen Kosten. Nach der Diskussion rund um das Pokalfinale stellt die DFL nun eine erneute Abstimmung in Aussicht.

Für die Schiedsrichter sind diese Spielsituationen häufig schwer zu beurteilen, schließlich müssen sie in Realgeschwindigkeit und wenigen Augenblicken ihre Entscheidung treffen. Wie die Geschichte zeigt, waren diese nicht immer richtig.

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Umstrittene Tore der Fußball-Geschichte:Geoff Hurst

Umstrittene Tor-Entscheidungen in der Fußball-Geschichte

Quelle: dpa

Die Mutter aller strittigen Entscheidungen bleibt auf alle Zeit das Wembley-Tor. Im Endspiel der WM 1966 zwischen England und Deutschland prallte der Schuss des Engländers Geoff Hurst in der 101. Minute - ja, wo prallte er auf: auf oder hinter der deutschen Torlinie? Der sowjetische Assistent Tofik Bachramow signalisierte dem ratlosen Schiedsrichter Gottfried Dienst mit einer eindeutigen Handbewegung und durch Kopfnicken gleichermaßen schnell wie unbeirrt: Tor, 3:2 für England. Deutschland stürmte, England konterte, traf noch zum 4:2. Das Land wurde zum bis heute einzigen Mal Weltmeister.

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Umstrittene Tore der Fußball-Geschichte:Frank Lampard

Umstrittene Tor-Entscheidungen in der Fußball-Geschichte

Quelle: dpa

Die Geschichte wiederholte sich - wenn auch spiegelverkehrt. Bei der WM 2010 in Südafrika trafen Deutschland und England erneut aufeinander, diesmal wurden die Briten klar benachteiligt. Ein Schuss von Frank Lampard im Achtelfinale landete zwar zweifelsfrei hinter der Linie, die Unparteiischen entschieden dennoch nicht auf Tor für England.

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Umstrittene Tore der Fußball-Geschichte:Manuel Neuer

RNPS IMAGES OF THE YEAR 2010 - GERMANY -

Quelle: Reuters

Der deutsche Keeper Manuel Neuer sagte nach dem Spiel: "Ich habe schnell versucht, nach vorne zu spielen, damit die Schiedsrichter nicht daran denken, dass der Ball drin war." Englands Trainer Fabio Capello schimpfte: "Wir haben Fehler gemacht, aber der Schiedsrichter hat den größten Fehler gemacht. Das darf nicht passieren und war entscheidend. Die Partie wäre nach einem 2:2 völlig anders gelaufen." Deutschland gewann 4:1, England schied aus.

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Umstrittene Tore der Fußball-Geschichte:Thomas Helmer

Vergeben Torchancen

Quelle: imago

Wie schwer selbst scheinbar klarste Situationen zu beurteilen sind, erfuhr im April 1994 Schiedsrichter Hans-Jürgen Osmers. Im Derby zwischen dem FC Bayern und dem 1. FC Nürnberg gab Osmers einen Treffer, der keiner war: das "Phantom-Tor" von Thomas Helmer. Der hatte den Ball nach einer Ecke klar sichtbar am linken Pfosten vorbei geschossen.

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Umstrittene Tore der Fußball-Geschichte:Thomas Helmer

Bayern Nürnberg

Quelle: imago

Helmer verzweifelte, seine Mitspieler jubelten trotzdem - denn Schiedsrichter Osmers entschied nach Rücksprache mit Linienrichter Jablonski zur allseitigen Überraschung auf Tor und 1:0 für die Bayern. Die Münchner gewannen 2:1, Nürnberg verschoss sogar noch einen Elfmeter, die Partie wurde wiederholt. Diesmal verlor Nürnberg 0:5. Und stieg am Saisonende wegen der schlechteren Tordifferenz ab.

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Umstrittene Tore der Fußball-Geschichte:Jürgen Kobel

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Quelle: imago sportfotodienst

Thomas Helmers Phantomtor war nicht der erste irreguläre Treffer im deutschen Fußball. In der Saison 1978/79 lieferten sich Borussia Neunkirchen und die Stuttgarter Kickers eine umkämpfte Zweitliga-Partie. Auf dem Bild trifft Neunkirchens Ferdinand Keller noch regulär zum 3:3 - doch der Siegtreffer seines Mannschaftskameraden Jürgen Kobel zum 4:3 gelangte durch ein Loch im Außennetz ins Tor. Nach Einspruch der Stuttgarter beim DFB-Sportgericht und einem eindeutigen TV-Beweis wurde das Spiel schließlich wiederholt. Diesmal gewann Stuttgart mit 1:0.

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Umstrittene Tore der Fußball-Geschichte:Christian Tiffert

Christian Tiffert Duisburg

Quelle: imago sportfotodienst

Im Januar 2010 musste Duisburgs Christian Tiffert über seinen vermeintlichen Treffer zum 5:0-Endstand in der Zweitliga-Partie gegen den FSV Frankfurt nachträglich schmunzeln. Tatsächlich war sein vom Unparteiischen-Trio für gut befundener Schlenzer satte 1,30 Meter vor der Linie des Frankfurter Tores zu Boden geprallt. FSV-Geschäftsführer Bernd Reisig reagierte mit Galgenhumor: "So kommen wir wenigstens in jedem Jahresrückblick vor."

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Umstrittene Tore der Fußball-Geschichte:Marcell Jansen

Trainingsauftakt Hamburger SV

Quelle: dapd

Im März 2011 schoss Marcell Jansen im Trikot des Hamburger SV gegen Mainz volley gegen die Unterkante der Latte. Auch damals sprang der Ball klar vor die Linie - aber Referee Babak Rafati entschied: 1:0 für den HSV.

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Umstrittene Tore der Fußball-Geschichte:John Terry

Das 'Wembley-Tor' blieb kein Einzelfall

Quelle: dapd

Auch dieser Fall ist in Erinnerung geblieben: Bei der EM 2012, im Spiel England gegen die Ukraine, klärte der Engländer John Terry den Ball hinter der Torlinie, doch der Schiedsrichter versagte dem Treffer die Anerkennung. Die Ukrainer wüteten, Fernsehbilder belegten eindeutig, dass der Ball hinter der Linie war. Doch es nutzte nichts: England gewann das Spiel, Gastgeber Ukraine schied aus.

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Umstrittene Tore der Fußball-Geschichte:Viktor Kassai

Referee Kassai of Hungary reacts during the Group D Euro 2012 soccer match between Ukraine and England at Donbass Arena in Donetsk

Quelle: REUTERS

Bemerkenswert dabei war: Der von der Uefa eingesetzte Torrichter, der fünf Meter davon entfernt stand, hatte die Situation auch falsch beurteilt. Schiedsrichter Viktor Kassai gab seinen Fehler unumwunden zu. "Nach dem Spiel haben wir die Situation nochmals angeschaut. Wir haben da erkannt, dass wir einen Fehler gemacht haben", sagte Kassai auf der Homepage des ungarischen Fußballverbandes MLSZ: "Unser Job ist brutal, denn man kann 199 korrekte Entscheidungen treffen, aber eine falsche kann fatal sein."

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Umstrittene Tore der Fußball-Geschichte:Stefan Kießling

1899 Hoffenheim v Bayer Leverkusen - Bundesliga

Quelle: Simon Hofmann/Getty Images

Kurios ist auch der vermeintliche Kopfballtreffer von Stefan Kießling in Hoffenheim im Oktober 2013. Beim Spiel zwischen der TSG und Bayer 04 Leverkusen köpfte der Stürmer den Ball ans Außennetz, raufte sich die Haare, und musste dann leicht verdutzt feststellen, dass ihm seine Mannschaftskameraden zum 2:0 gratulierten. Der Ball war durch ein Loch im Netz ins Tor gelangt. Kein Hoffenheimer protestierte so richtig, Schiedsrichter Felix Brych gab den Treffer.

© Süddeutsche.de/dpa/dapd/ebc/bero/jbe/fued
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