TSV 1860 München:Schritt für Schritt

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Beim Besuch von Investor Hasan Ismaik zeigt der Zweitligist, was ihm zu einer Spitzenmannschaft derzeit noch fehlt.

Von Markus Schäflein

Am Samstagmittag nach der Niederlage widmete sich Hasan Ismaik erfreulicheren Dingen. Der jordanische Investor besichtigte das Trainingsgelände seines Klubs, auf dem derzeit die überfällige Renovierung der Plätze vonstatten geht. Gemeinsam mit seiner Entourage und 1860-Präsident Peter Cassalette ließ er sich den Stand des Projekts zeigen. Und er sah, dass es gut war. Feiner Humus ist aufgetragen worden, Drainagerohre werden verlegt, und eine neue Rasenheizung wird auch installiert. Die jährlichen Comedyeinlagen in der Winterpause, wenn der TSV seine Trainingseinheiten wegen der defekten Heizung absagen musste, sollen damit der Vergangenheit angehören.

"Es gibt keine Garantien, aber Ziele sollte man haben."

Und auch am Abend zuvor in der Arena hatte sich Ismaik laut Trainer Kosta Runjaic nicht allzu sehr über das 1:2 gegen Union Berlin gegrämt. "Er war sehr entspannt, nicht unzufrieden", berichtete Runjaic. "Das Ergebnis hat keinem geschmeckt, aber er hat, glaube ich, auch gesehen, dass unser Team bis zum Ende gefightet hat." Dass Ismaik in der Stadionzeitung den Aufstieg binnen zwei Jahren als Ziel ausgerufen hatte, nahm wiederum Runjaic gelassen. "Wir haben Ziele, und ich denke, es ist legitim", meinte er. "Die erste Stufe haben wir ganz gut gemeistert, etwas Ruhe reingekriegt und ein professionelles Trainerteam. Jetzt müssen wir hart arbeiten, Schritt für Schritt, uns entwickeln, und dann werden wir sehen. Es gibt keine Garantien, aber Ziele sollte man haben."

Was Sechzig zu einer Spitzenmannschaft derzeit noch fehlt, war beim 1:2 gegen Union allerdings deutlich zu besichtigen. In der Offensive sehen viele Kombinationen weitaus hübscher aus, als man es aus der zweiten Liga gewohnt ist, aber die große Durchschlagskraft fehlt in den meisten Szenen. Und hinten schlichen sich zwei gravierende Fehler von Fanol Perdedaj und Milos Degenek ein. Insbesondere Degeneks missratener Rückpass, der zur Vorlage zum 1:2 wurde, sorgte auch am Wochenende noch für Gesprächsstoff. "Er war zu lasch gespielt", fand Runjaic. "Es war die richtige Entscheidung, aber schlecht ausgeführt. Ich glaube, dass Milos in dieser Situation eine einen Tick schlechtere Wahrnehmung hatte. Diese Fehler passieren, aber sie dürfen sich eben in dieser Form nicht wiederholen."

Und auch von Flügelspieler Daylon Claasen war Runjaic diesmal enttäuscht. "Er war komplett raus, darüber gibt es auch keine zwei Meinungen", sagte Runjaic, "deswegen haben wir ja auch in der Halbzeit reagiert." Für Claasen kam Levent Aycicek, dessen Leihe vom SV Werder Bremen noch der frühere Sportchef Oliver Kreuzer verlängert hatte und der bislang unter Runjaic kaum zum Zug gekommen war. "Er hat das sehr gut gemacht, hat das Spiel belebt, war sehr ballsicher", lobte der Trainer nun. "Er hat auch keine Anpassungszeit gebraucht und war sofort im Spiel. Das bestätigt er ja auch in den Trainingseinheiten: Er ist nah dran."

Neben Degenek und Claasen sorgt auch der Arena-Rasen für Unmut

Neben Degenek und Claasen gab es noch einen dritten Protagonisten, der den Ärger der Sechziger auf sich zog: den Rasen in der vom FC Bayern gemieteten Fröttmaninger Arena. "Ich war nach dem Spiel auf dem Platz und war schon sehr überrascht, in welchem schlechtem Zustand er war", meinte Runjaic. "Ich kann dazu aber nichts sagen, wir müssen auf dem Platz spielen, der uns zur Verfügung gestellt wird. Ich denke, dass auch der FC Bayern nicht glücklich ist über die Qualität des Rasens." Zum Glück gibt es ja Ismaik: Er hat neben der Sanierung der Trainingsplätze und einem neuen Funktionsgebäude an der Grünwalder Straße bekanntlich ein eigenes Stadion für die Löwen in Aussicht gestellt. Dann könnte sich der TSV 1860 um die Platzpflege wieder selbst kümmern.

Bei seinem Besuch erklärte Ismaik nun allerdings, dass der von der Messe Riem angebotene Grund zu klein sei. "Das Grundstück ist zu schmal", bestätigte Präsident Peter Cassalette. "Die Anfrage liegt jetzt bei der Stadt. Wir warten auf eine Antwort."

© SZ vom 19.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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