TSV 1860 München:Keine Zeit für Käse

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Vor dem Rückrundenauftakt gegen Heidenheim hat sich die Personallage bei den Löwen etwas entspannt. Wolf, Kagelmacher und Neudecker kehren zurück.

Von Markus Schäflein

Vom großen Sockenskandal in Heidenheim hat Benno Möhlmann seinerzeit gar nichts mitbekommen. "Ich muss ehrlich sagen, dass ich davon vor drei, vier Tagen das erste Mal gehört habe", sagte der Trainer des TSV 1860 München, der noch nicht Trainer des TSV 1860 München war, als seine jetzige Mannschaft zum Saisonauftakt Ende Juli beim 1. FC Heidenheim antrat. Sie hatte damals keine Ausweichstutzen dabei und bekam von den Gastgebern welche geliehen - gehässigerweise in Rot, der Farbe des Erzrivalen FC Bayern. Nach der 0:1-Niederlage warfen die Sechziger die roten Strümpfe wütend auf den Rasen, die Fans brüllten: "Socken aus!" Bis heute haben die Löwen diesen Tag der Schande nicht vergessen, und in einigen Interviews kündigten nun Spieler für den Rückrundenauftakt am Freitag (18.30 Uhr) gegen die Heidenheimer Rache an.

"Dinge, die vorbei sind, kann ich nicht mehr ändern. Das habe ich schon ein paar Mal gesagt in diesem Verein", sagte Möhlmann dazu. "Und es ist sowieso nicht mein Ding, mich mit irgendwelchem Drumherum zu beschäftigen." Er werde die Sockenthematik "nicht ganz verhindern können" und es den Spielern auch "nicht verbieten, darüber zu reden", aber: "Für mich ist das alles Käse. Wir werden diesmal keine roten Stutzen anhaben, das ist Fakt."

Und das ist nicht die einzige gute Nachricht vor dem ersten Spiel der Rückrunde. Auch in personeller Hinsicht hat sich einiges zum Besseren gewendet. Rechtsverteidiger Gary Kagelmacher ist nach einem Magen-Darm-Infekt wieder einsatzbereit, Linksverteidiger Richard Neudecker nicht mehr gesperrt und auch Flügelstürmer Marius Wolf nach Rückenproblemen wieder fit. Die Drei dürften wieder von Beginn an mitwirken, wohingegen die Langzeitverletzten Valdet Rama, Dominik Stahl und Stephan Hain zwar laut Möhlmann "schmerzfrei" mittrainierten, aber höchstens Kandidaten für die Ersatzbank sind. "Ich werde mich zum ersten Mal seit Langem entscheiden müssen, wen ich in den Kader nehme", sagte der Trainer. "Das ist schön, das ist, was wir haben wollen."

"Das ist jetzt ein neues Spiel, aber es kann schnell ein ähnliches Spiel werden", sagt Möhlmann

Das Ende der größten Personalnot macht dem Tabellenvorletzten Hoffnung, dass sich gegenüber der 0:1-Heimniederlage gegen den FSV Frankfurt Besserung einstellt. Mit etwas Abstand hat Möhlmann auch ein paar positive Aspekte des insgesamt eher ernüchternden Auftritts vom vergangenen Wochenende entdeckt. "Unser Defensivverhalten hat ja großteils geklappt", sagte er, "und in der zweiten Halbzeit haben wir schon was nach vorne versucht. Aber wir haben im Moment nicht die Sicherheit - und vielleicht auch nicht die Qualität in dieser Zusammensetzung. Das kann man ruhig mal in den Raum werfen."

Möhlmann hat es schon öfter in den Raum geworfen. Dass der erfahrene Trainer sich zweitligaerprobte, robuste Winterzugänge wünscht, "gute Hausmannskost", wie er es nennt, hat er mittlerweile nachdrücklich vermittelt - die ersten beiden Rückrundenspiele sowie das Pokalspiel gegen Bochum muss aber noch die bestehende Mannschaft richten. Es gelte, "im Offensivspiel zielgerichteter zu werden, mehr Chancen herauszuspielen, Tore zu machen, selbstbewusster zu sein, um die Zuschauer mitzunehmen", forderte er.

Das ist leichter gesagt als getan, denn was die Ausrichtung des Gegners angeht, erwartet Möhlmann zu seinem Leidwesen keine großen Unterschiede zum äußerst defensiven FSV. Auch Heidenheim kocht bekanntlich gerne Hausmannskost. "Das ist jetzt ein neues Spiel, aber es kann schnell ein ähnliches Spiel werden", sagte er - vor allem dann, wenn die Heidenheimer in Führung gehen sollten. "Das wird nicht einfacher. Sie zeigen defensiv und offensiv ein gutes Miteinander auf dem Platz", sagte Möhlmann. "Es wird eine sehr anspruchsvolle Aufgabe für uns."

Heidenheim, Bochum, Freiburg - und dann ist Weihnachten, weshalb Möhlmann schon mal die Frage beantworten musste, ob er denn dieses Jahr ein ruhiges Fest haben werde. "Ich habe ein ruhiges Weihnachtsfest, wenn meine Familie in Ruhe am Weihnachtsbaum sitzt", sagte er in der ihm eigenen Mischung aus Weisheit und Gelassenheit. Dabei gelte es, den Fußball für ein paar Tage auszublenden - denn die Tabellensituation wird sich wohl nicht mehr entscheidend ändern. "Ich hoffe, dass wir in den Spielen vor Weihnachten punkten, um unsere Ausgangssituation zu verbessern", sagte Möhlmann. "Aber wir werden dieses Jahr kein ruhiges Weihnachtsfest mehr haben, wenn wir das an der sportlichen Situation festmachen."

© SZ vom 11.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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