Tour de France:Pantanos Moment

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Der Kolumbianer entscheidet die 15. Etappe im Spurt gegen seinen Ausreiß-Kompagnon Rafael Majka aus Polen für sich. Nun warten die Alpen.

Von Johannes Aumüller, Culoz

Hinterher hat Christopher Froome fast schon so etwas wie Mitleid erkennen lassen mit seinen Rivalen, und Mitleid mit den Rivalen gehört im Sport sicherlich zu den besten Möglichkeiten, die eigene Überlegenheit zu dokumentieren. Es müsse schon demoralisierend sein, wenn jemand angreife und dann beim obligatorischen Blick zurück erkenne, dass er einfach nicht wegkommt, tat der Mann im Gelben Trikot also kund. Weil seine eigene Mannschaft einfach alles im Griff hat.

Insgesamt haben sich Froomes Klassement-Herausforderer auf dieser Alpen-Vorgeschmacksetappe von Bourg-en-Bresse nach Culoz, die der Kolumbianer Jarlinson Pantano (IAM, links im Bild) im Spurt gegen seinen Ausreiß-Kompagnon Rafael Majka (Polen/Tinkoff) gewann, eher defensiv verhalten. Aber das eine oder andere Mal haben sie es am letzten Anstieg auf die Lacets du Grand Columbier schon versucht, einmal der Italiener Fabio Aru, einmal der Spanier Alejandro Valverde, einmal der Franzose Romain Bardet. Aber egal, wer sich mühte, Froomes Teamkollegen fuhren einfach weiter, als wäre nichts geschehen - und nach kurzer Zeit waren die Attackierenden stets wieder eingeholt. Wouter Poels und Sergio Henao (siehe großer Text) sind halt so stark wie in anderen Mannschaften die Kapitäne, das ist vor der letzten Tour-Woche mit drei schweren Alpen-Etappen und einem Bergzeitfahren die bittere Erkenntnis für die Konkurrenz.

Christopher Froome wahrte sich so jedenfalls problemlos den Vorsprung auf seine ärgsten Rivalen, auf den Niederländer Bauke Mollema (Trek/+ 1:47 Minuten), den Briten Adam Yates (Orica/+ 2:45) und den Kolumbianer Nairo Quintana (Movistar/+2:59). Der beste Deutsche im Gesamtklassement ist Emanuel Buchmann (Bora-Argon), der am Sonntag seinen bisher schlechtesten Tag bei der diesjährigen Tour erwischte - und nun mit knapp 28 Minuten Rückstand auf Rang 21 liegt.

Am Montag steht der vorerst letzte Abschnitt an, der als "Flachetappe" firmiert. Aber gleichwohl ist es ungewiss, ob es in Bern zu einer richtigen Massenankunft kommt. Die letzten Kilometer sind durchaus schwer und vielleicht eher für Klassiker-Spezialisten à la Peter Sagan geeignet denn für Top-Sprinter wie die beiden Deutschen Marcel Kittel (Etixx) und Andre Greipel (Lotto). Dieses Duo hatte auf der Etappe am Samstag in einem hart gefahrenen Finale erneut eine Niederlage gegen Mark Cavendish hinnehmen müssen, der nun schon vier Mal im Sprint der Schnellste war. Und wenn es am Montag nichts wird, dann bleibt Kittel und Greipel nur noch der traditionelle Sprinter-Schlussakkord auf den Champs-Élysées am kommenden Sonntag.

© SZ vom 18.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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