Surfen:Erfolgreiche Monsterjagd

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Auf der Suche nach der perfekten Welle: Sebastian Steudtner ist Big-Wave-Surfer (Foto: Facebookprofil/Sebastian Steudtner)

Sebastian Steudtner wird als bester Surfer des Jahres ausgezeichnet. Er hatte im Dezember die weltweit größte Welle des Jahres bezwungen.

Als die Bilder seines Wellenritts im Grove Theater von Anaheim/Kalifornien über die Leinwand flimmerten, ließ Sebastian Steudtner noch einmal alles in sich reinsinken, die monatelange Vorbereitung, die für diesen einen Moment nötig gewesen war. "Mein Team und ich haben alles gegeben, um die größte Welle der Welt zu surfen. Nun wurde all die harte Arbeit belohnt", sagte Steudtner, der vor kurzem mit dem Big-Wave-Award ausgezeichnet wurde, dem sogenannten "Surf-Oscar". "Dieser Preis ist eine große Ehre und Bestätigung für mich als Sportler", befand der gebürtige Esslinger.

Steudtner, 30, erhielt neben lobenden Worten auch einen Scheck über 10 000 Dollar (circa. 8900 Euro) - und die Gewissheit, die größte Welle des Jahres bezwungen zu haben, weltweit. Bei seinem Ritt vor dem portugiesischen Küstenstädtchen Nazaré hatte der 29-Jährige unter Wassermassen von rund 500 000 Tonnen viel riskiert. Ob die nach ersten Schätzungen knapp 22 Meter hohe Welle, über die Steudtner am 11. Dezember des vergangenen Jahres surfte, sogar als Weltrekord eingestuft wird, wird sich in den kommenden Wochen entscheiden. Die Experten des Guinness Buch der Rekorde werden demnächst das Filmaterial auswerten. Bislang hält der Amerikaner Garrett McNamara die Bestmarke mit 23,8 Metern. "Ich bin die größte Welle gesurft, die jemals in Europa angekommen ist", so viel sei schon einmal sicher, sagte Steudtner nach der Preisverleihung. "Darauf bin ich stolz. Der Weltrekord wäre die absolute Krönung."

Steudtners Unterfangen hatte im vergangenen November begonnen. Die Wetterexperten hatten für die Küste Portugals die größten Wellen des Jahres vorausgesagt; es sind die Momente, auf die sich der Athlet das ganze Jahr lang vorbereitet: im Fitnessstudio, beim mentalen Training, im Wasser. Und beim Durchspielen des Rettungssystems. Der kleinste Fehler kann fatale Folgen haben.

"Das ist ein ganz, ganz mächtiges Gefühl"

Ende vergangenen Jahres prallten gewaltige Wellen auf den Strand des Küstenstädtchens Nazaré. Schaulustige gab es wenige, Orkantief "Alexandra" wütete. Und Steudtner gab seinem Team das Zeichen: Es geht los! Der Notarzt legte seine Instrumente bereit, das Videoteam schaltete die Kamera ein, bevor sich der Surfer von einem Jetski-Fahrer in sein Revier bringen ließ.

"Das ist ein ganz, ganz mächtiges Gefühl", beschrieb Steudtner den Moment, in dem er auf die Riesenwelle trifft: "Auf der anderen Seite fühlt man sich winzig. Ich bin extrem konzentriert und schaue, welche Linie ich fahre. Wenn ich weiß, wie die Linie läuft, ist es schon erhebend." Steudtner erwischte die Wellen in diesen Tagen im Winter perfekt. Bei manchen Ritten trieb ihn die Naturgewalt mit bis zu 70 Stundenkilometern vor sich her. Es war eine außergewöhnliche Leistung, die ihm weltweit Prestige einbrachte, bereits zum zweiten Mal: Vor fünf Jahren hatte Steudtner, der als 16-Jähriger Richtung Hawaii aufgebrochen war, den Big-Wave-Award gewonnen. Erneute Wiederholung nicht ausgeschlossen.

© SZ vom 03.05.2015 / sid, sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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