SpVgg Greuther Fürth:Mutig nach dem Albtraum

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in Nachmittag, an dem nichts gelingt: Fürths Andreas Hofmann ist nach dem Spiel gegen Bochum bedient. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Ein Tag, an dem alles schief geht: Die SpVgg will das 0:5 gegen den VfL Bochum schnell verdrängen.

Von Benedikt Warmbrunn

An manchen Tagen reicht es, eine einzelne Szene herauszunehmen, um ein ganzes Spiel zu verstehen. Zum Beispiel am Samstag in Fürth. Die SpVgg Greuther Fürth empfängt den VfL Bochum, es läuft die 31. Spielminute. Bochums Marco Terrazzino dribbelt von links in den Fürther Strafraum hinein, er versucht gegen Stephan Schröck einen komplizierten Trick, erfolgreich. Terrazzino schießt, Marco Caligiuri wehrt ab, aber der Ball prallt zurück zu Terrazzino. Der schießt sofort wieder, eher aus einem Reflex heraus, der Ball rollt an der Linie entlang, auf den zweiten Pfosten zu. Fürths Innenverteidiger Benedikt Röcker muss nur noch klären, er versucht es elegant, er versucht es mit der Fußsohle. Erfolglos. Er schiebt den Ball mit der Sohle in das eigene Tor.

Mehr als diese Szene braucht es nicht, um das Spiel zu verstehen. Dem VfL Bochum gelingt: alles. Der SpVgg Greuther Fürth gelingt: nichts. Und so gewinnen die Gäste am Samstag 5:0 (3:0).

Fürth gegen Bochum, das war das Spitzenspiel des Spieltags, der Tabellenvierte empfing den Tabellenzweiten, mit einem Sieg hätte Fürth die Gäste überholt, wäre auf einen Aufstiegsrang geklettert. Und es sprach ja einiges für einen Sieg, es war auch das Aufeinandertreffen zweier Mannschaften mit zwei gegenläufigen Trends. Bochum hatte zuvor vier Spiele lang nicht gewonnen, Fürth hatte die vier Partien zuvor allesamt gewonnen, gegen Nürnberg, gegen Union Berlin, gegen Paderborn, gegen Braunschweig. Doch im Spiel selbst zeigte nicht erst die 31. Minute mit Röckers elegantem Eigentor, wie wenig die beiden Trends an diesem Nachmittag Wert waren.

Die zweite Minute: Ecke für Bochum, Drehschuss Simon Terodde, Tor. Aber nur, weil Caligiuri sich zur falschen Seite dreht. Sechste Minute: Fürths Niko Gießelmann trifft die Latte. 24. Minute: Distanzschuss Terrazzino, ein Aufsetzer, Tor. Aber nur, weil Sebastian Mielitz den Ball ins Tor abklatscht. 36. Minute: Gießelmann trifft die Latte. Es ist an diesem Mittag eine Liste, die sich beliebig fortsetzen lässt. "Es ist heute eine ganze Menge gegen uns gelaufen", sagt Fürths Trainer Stefan Ruthenbeck später. "Wir haben heute einen Tag erwischt, an dem von der ersten Minute an alles gegen uns gelaufen ist", sagt Sportdirektor Michael Mutzel.

In der zweiten Halbzeit verteidigt Bochum energisch und weiter vorne, hält den Gastgeber so vom Tor fern. Wenn der Ball dann doch einmal in einen der beiden Strafräume kommt, bleibt es jedoch beim alten Bild. Bei Bochum fügt sich alles zusammen. Bei Fürth nichts. Terodde trifft ins leere Tor, zuvor war Röcker getunnelt worden (54.). Fürths Sebastian Freis trifft freistehend und aus kurzer Distanz nur Bochums Torwart Andreas Luthe (63.). Veton Berisha schießt den Ball nach einem verunglückten Bochumer Rückpass so schwach, dass er es kaum bis zur Torlinie schafft (74.). Und dann, in der letzten Minute der regulären Spielzeit, trifft Peniel Mlapa zum Endstand. Mit der Hacke.

Nach dem Spiel versuchen die Fürther, sich selbst Mut zuzusprechen. Sie erinnern an die vier Spiele zuvor, als ob es die Partie gegen Bochum nicht gegeben hätte, als ob sie gerade nach einem Albtraum aufgewacht wären. "Das Spiel als Maßstab zu sehen nach den vielen Siegen zuvor, das geht nicht", sagt Ruthenbeck. Und: "Es bricht für uns jetzt keine Welt zusammen." Mutzel sagt: "Wir sollten jetzt nur nicht den Fehler machen, alles zu schlecht zu machen. Nach zehn Spieltagen kann man schon ein Zwischenfazit ziehen und das fällt für uns schon gut aus."

Das zumindest, das Verdrängen, das gelingt ihnen an diesem Mittag.

© SZ vom 05.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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