Sportpolitik:De Maizière: "Es wird ein ewiger Kampf sein"

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Thomas de Maizière vor dem DFB-Pokalfinale 2015. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Im SZ-Interview spricht Innenminister Thomas de Maizière über Doping, die Reform der deutschen Sportförderung und die Bewerbung Deutschlands für die EM 2024.

Von Johannes Aumüller und Thomas Kistner

Bundesinnenminister Thomas de Maizière betrachtet das immer größer werdende Dopingproblem im Spitzensport als gewaltige Herausforderdung. Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (Samstag-Ausgabe) sagt er: "Ich befürchte, es wird ein ewiger Kampf sein, den ich aber nicht aufgeben will." Gleichzeitig glaubt der Politiker aber weiterhin an eine grundsätzliche Ehrlichkeit der meisten Sportler: "Ich denke nicht, dass der Sport im Kern verrottet ist."

Über die Tatsache, dass Doping-Praktiken immer häufiger in systemischen Kreisen oder mit staatlicher Unterstützung betrieben wird, äußert sich der Minister aber besorgt: "Genau deshalb muss man aber auch systemisch dagegen vorgehen", fordert er. In diesem Zusammenhang setzt de Maizière auf das neue Anti-Doping-Gesetz, er sagt: "Wir brauchen beides: Strafrecht und Sportgerichtsbarkeit." Dass die Aufklärung der Dopingfälle an der Universität Freiburg gescheitert ist, ist für de Maizière ein Rätsel: "Ich habe es aufgegeben zu versuchen zu verstehen, warum das gescheitert ist. Das Ergebnis ist jedenfalls schlecht."

De Maizière will DFB nicht unter Druck setzen

Hinsichtlich einer Reform des deutschen Spitzensports, die nach den Olympischen Sommerspielen von Rio eingeleitet werden soll, stellt er die Breitenförderung zwar nicht zur Gänze in Frage, bereitet die Fachverbände aber auf Änderungen und Umschichtungen vor: "Breite heißt nicht, dass alles in gleichem Maße gefördert wird", sagte er und fügte hinzu: "Wenn man ein neues Konzept macht, kann nicht alles bleiben, wie es ist. Es wird Verbände und Disziplinen geben, denen geht es schlechter, anderen wird es besser gehen."

Um den Fußballsport hierzulande macht sich Thomas de Maizière freilich keine Sorgen. Er wehrte sich dagegen, seitens der Bundesregierung den DFB stärker unter Druck zu setzen, um mehr Licht in die Affäre wegen der WM-Vergabe 2006 zu bringen. "Ich habe die klare Erwartung, dass da alles getan wird, um alles aufzuklären", sagte er und erklärte: "Zu unterstellen, dass der DFB noch mehr Druck braucht, halte ich nach den Bemühungen im letzten halben Jahr nicht für angemessen."

Die Bewerbung um die Fußball-EM 2024 unterstütze er, sagte der Innenminister in diesem Zusammenhang. Er wolle aber nicht alle Aufmerksamkeit und Fördermittel auf dieses Ereignis konzentrieren: "Die Bedeutung einer EM in der Sportart Nummer eins ist groß, aber sie ist jetzt auch nicht so sensationell und alles überragend. Die Zukunft der Bundesrepublik Deutschland hängt nicht davon ab."

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