Sportfunktionäre unterschreiben Erklärung gegen Homophobie:Anleitung zum perfekten Coming-out

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Homosexualität im Sport soll enttabuisiert werden: Spitzenfunktionäre und Bundesminister unterzeichnen dazu eine Erklärung gegen Homophobie, zeitgleich veröffentlicht der DFB eine Broschüre zum Coming-out. Bundesjustizministerin Leutheusser-Schnarrenberger wünscht sich eine Teilnahme von Bundestrainer Löw und Nationalspielern am Christopher Street Day.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) verstärkt den Kampf gegen Homophobie. Am Mittwoch unterzeichnen prominente Vertreter des deutschen Fußballs auf Initiative der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld die "Berliner Erklärung", in der sie sich gegen Homophobie stellen und mehr Vielfalt, Respekt und Akzeptanz im Sport fordern. Außerdem verschickt der DFB in den kommenden Tagen an seine Regional- und Landesverbände sowie an seine rund 26.000 Vereine eine Broschüre mit dem Titel "Fußball und Homosexualität".

Vertreter des DFB gehören ebenso zu den Unterzeichnern der Erklärung wie Präsidenten verschiedener Bundesligisten. Die Broschüre hat der DFB bereits auf der Verbandsseite veröffentlicht, sie soll Hilfestellungen für homosexuelle Fußballspieler und Fußballspielerinnen bei ihrem Coming-out geben.

Das Prospekt bietet Definitionen u.a. zu den Begriffen "schwul", "lesbisch" und "Coming-out". Außerdem gibt es Anregungen, wie ein Verein einen Sportler mit Coming-out-Absichten unterstützen kann. Als optimaler Zeitpunkt für die Bekanntgabe empfiehlt der DFB im Profibereich "den unmittelbaren Nachgang einer Saison". "Aufgrund der Schnelllebigkeit der Gesellschaft und der "medialen Halbwertszeit" einer solchen Neuigkeit hätte sich die mediale Lage bis zum Beginn der neuen Spielzeit beruhigt", heißt es. Für die "mediale Begleitung" wird eine Dokumentation empfohlen, mit der "das Risiko einer verzerrten Darstellung oder aus dem Zusammenhang gerissener Aussagen" minimiert würde.

"Es ist die klare Haltung des DFB, dass jede Person, die sich offen zu ihrer Homosexualität bekennen will, auf die Unterstützung durch unseren Verband zählen kann", sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach auf der Internetseite des Verbandes. Er hatte die Broschüre, die unter Leitung des Fan-Forschers Gunter A. Pilz entstand, initiiert.

Unterdessen sprach sich Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser Schnarrenberger (FDP) für eine Teilnahme von Bundestrainer Joachim Löw und Nationalspielern am Christopher Street Day aus. "Solch eine Teilnahme des DFB mit einem eigenen Wagen 2014 wäre ein ganz tolles, weil sichtbares Zeichen", sagte sie der Sport Bild.

Die Berliner Erklärung im Wortlaut:

"Als Akteurinnen und Akteure und Partnerinnen und Partner des Sports fühlen wir uns dessen integrativer Kraft in unserer Gesellschaft verpflichtet: Der Sport steht für Vielfalt, er verbindet Menschen unterschiedlichster Herkunft, Weltanschauung und Persönlichkeitsattribute. Zentrale Werte im Sport sind Respekt, Toleranz und Fair Play. Nachdrücklich anerkennen wir die bedingungslose Umsetzung dieser Werte im Sport.

In weiten Teilen des Sports sind homophobe Tendenzen dennoch nach wie vor stark ausgeprägt, homosexuelle Sportlerinnen und Sportler fühlen sich diskriminiert und in ihren Entfaltungsmöglichkeiten eingeschränkt. Zudem wird das Attribut der (vermeintlichen) homosexuellen Orientierung gezielt für Anfeindungen, Verunglimpfungen und Herabsetzungen sowie als Ventil für eigene Ängste, Frustrationen und Aggressionen im Sport eingesetzt.

Wir setzen uns von daher für ein aktives Vorgehen gegen Homophobie auf allen Ebenen des Sports ein. Wir unterstützen Maßnahmen zur Förderung eines vorurteilsfreien Klimas sowie zur Schaffung einer Kultur gelebter Vielfalt auf der Basis gegenseitiger Wertschätzung und Achtung. Solche Maßnahmen sollten vor allem auch auf Jugendliche und junge Erwachsene ausgerichtet sein, um entsprechende Haltungen im Zuge ihrer Identitätsentwicklung zu stärken. Um diese Maßnahmen möglichst adressatengerecht anbieten zu können, sind empirisch belastbare Daten zur Homophobie im Sport unabdingbar.

Wir unterstützen von daher entschieden die Intensivierung der wissenschaftlichen Forschung auf diesem Gebiet. Das Zusammenwirken möglichst vieler Einrichtungen des Sports und der Zivilgesellschaft für Vielfalt, Respekt und Akzeptanz im Sport bietet die besten Voraussetzungen für einen nachhaltigen Wandel im Denken und Handeln aller Beteiligten."

© SZ.de/ddp/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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