Sport:Von Abraham und Bebraham - warum Boxer ihre Namen ändern

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Howik Bebraham (re.): Souveräner Sieg gegen Domenico Urbano (Foto: Stefan Bösl/imago)

Arthur Abraham war gestern, Howik Bebraham will die Zukunft sein: Namensänderungen sind ein Trend im Boxen. Spoiler: Auch Felix Sturm heißt ganz anders.

Von Saskia Aleythe

Die beruhigende Botschaft vorneweg: Wladimir Klitschko heißt tatsächlich Wladimir Klitschko. Axel Schulz ist Axel Schulz und auch Henry Maske ist kein Produkt gewiefter Marketing-Experten, sondern mit diesem Namen auf die Welt gekommen. Etwas komplizierter wird es mit folgenden Kandidaten: Adnan Ćatić, Muamer Hukić und Awetik Abrahamjan. Alle drei haben mit ihren Kämpfen in Deutschland in den vergangenen Jahren Millionen verdient - als Felix Sturm, Marco Huck und Arthur Abraham.

Von Millionen ist Howik Barsegjan noch weit entfernt, am vergangenen Freitag hat er zum dritten Mal als Profi gekämpft, in den Eisbach-Studios in München Pasing. Gegen den Italiener Domenico Urbano boxte er clever und überlegen, nun ist der 25-Jährige internationaler deutscher Meister. Allerdings nicht als Howik Barsegjan. Seine Karriere als Juniorweltergewichter soll nun richtig in Gang kommen, und wer es aus den überschaubaren Hallen in die riesigen Arenen schaffen will, muss sein Image aufbauen und pflegen. Also heißt Barsegjan nun: Howik Bebraham.

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Für eine kluge Idee halten das seine Promoter, Alexander Petkovic und Nadine Rasche. Arthur Abraham werde ja seine Karriere bald beenden, sagt Rasche, "und dann ist eben ein Bebraham da". Wie Abraham ist Bebraham Armenier, die beiden haben sich auch schon getroffen und für sympathisch befunden. Rasche meint, der Name Bebraham hat einen hohen PR- und Marketing-Wert: "Bei Bebraham sagen die Leute eher: Habe ich schon mal gehört."

Der Identifikationswert ist beim Boxen enorm wichtig, im Wirrwarr der verschiedenen Boxverbände sowieso. Es gibt Titel zuhauf, es gibt Boxer zuhauf und wer zahlendes Publikum anlocken und an sich binden will, hat es mit einem einprägsamen Namen freilich leichter. Und mit einem, der an einen mehrfachen Weltmeister erinnert, sowieso.

Brüderpaar startet mit dem Namen Kraft durch

Wobei, gab's da nicht mal einen Spruch? Fragt der Abraham den Bebraham: Kann ich mal dein Zebra ham? Amüsement löst Bebraham natürlich schon aus, doch den Box-Promotern ist das egal. "Manche sehen das so, manche so", sagt Rasche, "man kann es nicht allen recht machen." Andere Varianten eines Künstlernamens hätten nicht zur Debatte gestanden, Bebraham "fühlt sich wohl damit und findet, dass es sich gut anhört". Zumal ja eines noch immer Bestand hat, sein Kampfname "der Löwe" - es ist ein Dankeschön an den TSV 1860 München, wo er jahrelang trainiert hat.

Längere Brainstorming-Runden hatte es mit James und Toni Kraft gegeben, einem Brüderpaar, das sich gerade im Halbschwergewicht ins Gedächtnis der Boxfans kämpft. Experten attestieren ihnen eine große Zukunft. Auch sie werden von Petkovic und Rasche vertreten, heißen im normalen Leben aber Musa und Safet Avdimetaj. Aus Musa wurde im verganenen Sommer James, aus Safet Toni. Erst wollten sie Stark heißen, dann wurde es doch Kraft.

Egal, ob Stark oder Kraft, sie erinnern in der Radikalität ihrer Umbenennung an Felix Sturm. Der 37-Jährige wollte zu Beginn seiner Karriere einen einprägsameren Namen. Er ist in Leverkusen geboren und aufgewachsen, fühlte sich zudem als Adnan Ćatić oft nicht als Deutscher akzeptiert. Bei Kämpfen musste er sich aufgrund seiner bosnischen Abstammung Beschimpfungen anhören, also entschied er sich für Felix, den Glücklichen. Und Sturm fürs Hinwegfegen über seinen Gegner. So philosophisch kann Boxen sein.

Am 9. Juli wird Wladimir Klitschko in Manchester in den Ring steigen, er will wieder Weltmeister werden und sich den Titel von Tyson Fury zurückschnappen. Klitschko ist nun 40 Jahre alt, auch seine Karriere könnte bald enden. Und der Nachfolger? Der heißt dann vielleicht... Klatschko.

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