Spielerfrauen der DFB-Elf:Löws leise Helferinnen

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Die Fußballnation sorgte sich um den Zustand der Bayern-Spieler nach dem Champions-League-Finale. Da tauchten plötzlich die Spielerfrauen auf. Es ist eine Generation selbstständiger Frauen, die das Scheinwerferlicht neben dem berühmten Partner nicht sucht. Doch sollte die DFB-Elf die EM gewinnen, müsste es wohl heißen: Danke, Sarah!

Katharina Sorg

Spielerfrau zu sein, das kann eine aufgeregte Sache sein. Es gab einmal knallharte Geschäftsfrauen, die Verträge für ihre Männer aushandelten, oder schlichte Bekanntschaften vom Diskobesuch. Manchmal weiß man gar nicht, wer berühmter ist und wer mehr Geld verdient - der oder die Beckham?

Seltener Auftritt als Spielerfrau in der Öffentlichkeit: Sarah Brandner (r., neben ihrem Freund Bastian Schweinsteiger) und Silvia Meichel, Freundin von Mario Gomez beim Bankett nach dem Champions-League-Finale. (Foto: Bongarts/Getty Images)

In Deutschland ist es inzwischen am Spielfeldrand eher ruhiger geworden. Die Frauen der Nationalspieler spielen nicht in Filmen mit, sitzen nicht in der Jury einer Talentshow und bringen auch nicht ihr eigenes Parfüm heraus - sie haben ihr eigenes Leben fernab des Spielfelds und können so relativ unerkannt auf den Tribünen der Stadien sitzen. Wer an die derzeitigen Partnerinnen der deutschen Nationalspieler denkt, dem fällt nicht zwangsläufig ein bekannter Name ein.

Nun kam das tragische Ende im Münchner Champions-League-Finale und plötzlich waren sie wieder da, die Spielerfrauen. Auf den Bildern des anschließenden Banketts sieht man die Bayern-Profis, Arm in Arm mit ihren Partnerinnen, in Gespräche vertieft, aneinander gelehnt. Sogar Susi Hoeneß tauchte auf. Sie legte ihrem Uli die Hand auf die Schulter, nur wenige Minuten nach dem Schlusspfiff. Angeblich hat sich ja Fußball-Deutschland Sorgen gemacht, ob diese Bayern-Spieler nun einen psychologischen Knacks mit zur EM nehmen. Die Hoffnungen der Nation lagen auf den Frauen: Liebe Sarah Brandner, tu was! Bau unseren Bastian Schweinsteiger wieder auf.

Über ihre Rolle als Partnerin reden die Frauen heute aber ungern. Claudia Lahm und Sarah Brandner wollten nach dem verlorenen Champions-League-Finale ihrer Männer keine Auskunft geben, sie schützen lieber ihr Privatleben. Lisa Müller, die Frau von Bayern-Spieler Thomas Müller, ließ schriftlich übermitteln, dass sie ihrem Thomas zur Seite stehen würde. "Nach dem Finale waren wir alle sehr niedergeschlagen. In so einem Moment ist es wichtig, für den Mann da zu sein. In den Tagen danach haben wir viel Zeit mit unseren Tieren verbracht und versucht, abzuschalten." Das klingt unaufgeregt.

Die Frauen haben ihre eigenen Berufe, da sie aber den großen Auftritt eher meiden, wird auch wenig über Job oder Privatleben bekannt. Eine wie Victoria Beckham oder Sylvie van der Vaart ist hier nicht zu finden.

Ausnahmen in Sachen Bekanntheitsgrad bilden nur das Model Sarah Brandner und Lena Gercke, ehemalige Germany's-next-Topmodel-Gewinnerin und Partnerin von Sami Khedira. Sie dürften dem ein oder anderen fleißigen Fernsehzuschauer oder Zeitschriftenleser bekannt sein. Für die Märzausgabe des Männermagazins GQ ließen sich Khedira und Gercke gemeinsam mit wenig Stoff auf der Haut ablichten. Prompt gab es Ärger in Tunesien, dem Heimatland von Khediras Vater. Es ist die einzige öffentlichkeitswirksame Geschichte, die derzeit zu den Spielern und ihren Partnerinnen kursiert. Inzwischen sind Khedira und Gercke verlobt, die Hochzeit soll aber erst nach der Europameisterschaft gefeiert werden, vermelden die Boulevardblätter. Ein Dementi gab es nicht. Dass Spieler häufig mit Models liiert sind, ist wohl ein Umstand, der die Jahre überdauern wird.

Bankett des FC Bayern
:Nur Lahm bleibt bis zum Ende

Im noblen Münchner Postpalast kamen die geschundenen Bayern-Spieler nach der Niederlage zusammen. Doch Lachs-Carpaccio, liebevolle Ehefrauen und ein fürsorglicher Kapitän boten nur einen geringen Trost.

In den Tagen nach dem Champions-League-Finale wurden die Spieler ausdrücklich nach Hause geschickt. Die Familie sollte Ruhe, Erholung, Heimat bieten. Als Arjen Robben beim Freundschaftsspiel der Niederlande in München von den eigenen Fans ausgepfiffen wurde, sagte Bondscoach Bert van Marwijk: "Er kann zur Familie, und ich glaube, er braucht das auch."

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:Nur Lahm bleibt bis zum Ende

Im noblen Münchner Postpalast kamen die geschundenen Bayern-Spieler nach der Niederlage zusammen. Doch Lachs-Carpaccio, liebevolle Ehefrauen und ein fürsorglicher Kapitän boten nur einen geringen Trost.

Lisa Müller jedenfalls berichtete: "Thomas hat es gerne, wenn ich ihm etwas Leckeres koche und wir dann gemütlich und in aller Ruhe gemeinsam essen. Und wenn mir dann noch ein guter Witz einfällt, ist die Stimmung gleich wieder etwas besser." Im Regenerationstrainingslager auf Sardinien waren die Frauen und Kinder ausdrücklich erwünscht, bei der EM werden die Freundinnen und Familien hingegen nicht im Mannschaftshotel wohnen.

Bei der WM 1994 sah das noch anders aus, da quartierten sich Bianca Illgner, Angela Häßler und Martina Effenberg im gleichen Hotel wie ihre Männer ein. Die anderen Spielerfrauen, unter ihnen auch Lolita Matthäus, buchten sich hingegen ein Zimmer in einem anderen Luxushotel. Dass Sarah Brandner oder Claudia Lahm darauf bestehen würden, sich mit ihren Männern in Zeiten des Turniers das Zimmer zu teilen, ist eher unwahrscheinlich.

Nun sind die Bayern-Spieler bei der Nationalelf angekommen und blicken in die Zukunft. "Es ist nicht leicht, aber wenn man sich neue Aufgaben sucht, geht es einfacher. Die EM ist ein Neuanfang", erklärte Schweinsteiger im südfranzösischen Tourrettes. Nun kann Joachim Löw wieder übernehmen.

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