Spanien:Ohne Tests

Kein Thema ist Doping in Spaniens Fußball. Seit fast einem Jahr gibt es keine international gültige Dopingprobe mehr in der stärksten Fußballliga der Welt.

Seit fast einem Jahr gibt es im spanischen Fußball keine international gültige Dopingprobe mehr. Das bestätigt die spanische Anti-Doping-Agentur (AEPSAD) und rügt die fehlende Unterstützung durch die Verbände Uefa und Fifa. Schon im März 2016 hatte die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada Spanien zu einem "nicht konformen Staat" erklärt. Damals wurde das Madrider Kontrolllabor suspendiert, alle Tests seither entsprechen nicht dem Wada-Reglement. Zwar erhielt Spanien in anderen Sportarten Hilfe durch internationale Verbände, ausgerechnet im Fußball blieb diese aus.

Die AEPSAD teilt nun mit, sie habe auf Wada-Geheiß Fifa und Uefa gebeten, die Tests in der Primera Division und im Pokalwettbewerb zu übernehmen. Beide hätten sich jedoch geweigert: Die Fifa sehe sich nur für den internationalen Fußball zuständig, die Uefa nur für Klubs, die an ihren Wettbewerben teilnehmen.

Die Affäre nährt den Eindruck, dass der Fußball - in Anti-Doping-Fragen seit jeher einer der passivsten Verbände - kein Interesse hat an effektiver Betrugsbekämpfung. Und gerade Spaniens Fußball ist seit den Dopingaffären ab 2006 um den spanischen Arzt Eufemiano Fuentes von zahlreichen, gut unterlegten Verdächtigungen umgeben. Mitte der Nullerjahre begann der beispiellose Aufstieg der spanischen Kicker an die Weltspitze. Das Verhalten von Fifa und Uefa wirft auch beunruhigende Fragen in Hinblick auf die WM 2018 in Russland auf. Russlands Sport ist massiv dopingverseucht, ein staatlich orchestrierter Betrug wurde nachgewiesen. Trotzdem sitzt die zentrale Figur der Affäre, Ex-Sportminister Vitaly Mutko, weiter im Fifa-Vorstand - und ist sogar WM-Organisationschef.

© SZ vom 11.02.2017 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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