Skispringen:Mehr als Hannawald

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Erster Saisonsieg: Severin Freund (M.) gewinnt in Lillehammer, Norwegen. (Foto: Cornelius Poppe/dpa)

Severin Freund gewinnt das Chaos-Springen in Lillehammer, hat nun mehr Siege als Sven Hannawald und übernimmt die Führung im Weltcup.

Severin Freund hockte ein wenig zerknirscht im Auslauf der kleinen Lysgårds-Schanze, nur langsam stellte sich beim Skisprung-Weltmeister die Freude über seinen ersten Saisonsieg ein: In einem erneuten Chaos-Springen mit grenzwertigen Windbedingungen in Lillehammer hatte der 27 Jahre alte Niederbayer beim Abbruch nach einem 2:12 Stunden langen ersten Durchgang das bessere Ende für sich.

"Es ist trotzdem eine tolle Geschichte für Severin. Er hat in der Flugphase grandios gekämpft", sagte Bundestrainer Werner Schuster. Mit 94,5 Metern reichte es zwar für Freund nur zu einer Durchschnittsweite - der Pole Klemens Muranka auf Platz 23 lieferte fünf Meter mehr ab. Angesichts der bei seinem Flug herrschenden schlechten Windverhältnisse wurde Freund aber mit entsprechendem Punkte-Bonus bedacht. Mit 129,7 Zählern lag Freund letztlich die Winzigkeit von einem Zehntel vor dem Norweger Kenneth Gagnes (129,6). Dritter wurde dessen Landsmann Andreas Stjernen. Für Freund war es der 19. Weltcup-Erfolg, damit ließ er Sven Hannawald (18) hinter sich. Bereits in der Vorwoche hatte es in Kuusamo/Finnland ein abgesagtes und ein abgebrochenes Springen ohne Wertung gegeben.

Vier Norweger wegen Anzügen disqualifiziert

Der Norweger Daniel Tande, Sieger beim zuvor einzigen gewerteten Springen in Klingenthal, wurde nur Sechster und verlor damit die Führung im Gesamtweltcup an Titelverteidiger Freund, der die große Kristallkugel im Vorjahr gewonnen hatte. Marinus Kraus (Oberaudorf) belegte nach einem Sprung auf 97,0 m Platz fünf, die weiteren DSV-Springer fielen bei der Wind-Lotterie ein wenig ab. Richard Freitag (Aue/92,0) kam nicht über Platz 16 hinaus, Andreas Wellinger (Ruhpolding/91,0) holte als 20. ebenso noch Weltcup-Punkte wie Andreas Wank (Hinterzarten/97,0) auf Platz 24. Für Stephan Leyhe (Willingen/90,0) reichte es nur zu Rang 39.

Gastgeber Norwegen sorgte beim Heimspiel für eine Farce: Gleich vier Norge-Springer wurden wegen nicht regelkonformer Anzüge disqualifiziert wurden, darunter der Tagesweiteste Joachim Hauer (105,0 m). Wie am vergangenen Wochenende prägten Wetterkapriolen den Wettbewerb in Lillehammer. Wegen der erwarteten Winde war der Wettkampf auf die kleinere und weniger anfällige Normalschanze verlegt worden, doch auch dort kam es immer wieder zu langen Verzögerungen. Nach einer Stunde Wettkampfzeit war erst etwas mehr als ein Drittel der Springer vom Bakken gegangen.

Weltcup als Geduldsprobe

Auf die am Freitag abgesagte Qualifikation wurde auch am Samstag verzichtet, nach einem Trainingssprung nahmen 73 Starter den ersten Durchgang in Angriff. Der zog sich schließlich wie Gummi, die Topstars mussten rund zwei Stunden auf ihren Sprung warten - der Skisprung-Weltcup 2015/16 ist bislang eine Geduldsprobe. Die könnte sich am Sonntag fortsetzen - dann steht in Lillehammer ein weiteres Einzelspringen an, für das derzeit noch die Großschanze vorgesehen ist.

© SZ vom 06.12.2015 / sid, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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