Ski-WM: Felix Neureuther:"Der Papa hat meine Karriere gerettet"

Lesezeit: 2 min

Im SZ-Interview vor der Ski-WM sprechen Felix und Christian Neureuther über die Last des Nachnamens, väterliche Ratschläge und rostende Pokale im Keller.

C. Kneer und M. Neudecker

Am Montag wird die Ski-WM in Garmisch-Partenkirchen eröffnet, am Sonntag, dem 20. Februar geht sie mit dem Slalom der Männer zu Ende. Diesem letzten Tag fiebert die Familie Neureuther besonders entgegen: Im Slalom rechnet sich der gebürtige Garmischer Felix Neureuther, 26, Chancen aus, aber er weiß, dass er ziemlich schnell fahren muss, um seinen Vater zu distanzieren. Bei der letzten Ski-WM in Garmisch im Jahr 1978 belegte Christian Neureuther, 61, im Slalom Platz sechs - es siegte der legendäre Schwede Ingemar Stenmark.

Ski-WM 2011
:Von Kramersprung bis Höllentor

Die Ski-WM in Garmisch findet an zwei Hängen statt: Der Kandahar-Abfahrt und dem Gudiberg. Rennleiter Florian Eckert führt Sie in unserer interaktiven Pistengraphik den Hang hinunter - und erklärt, wo es für die Läufer haarig werden könnte.

Aber die Neureuther-Männer wissen, dass ihre Erfolge am Ende immer deutlich kleiner sein werden als die der Ehefrau bzw. Mutter: Rosi Mittermaier, Kosename "Gold-Rosi", ist Doppel-Olympiasiegerin und dreimalige Weltmeisterin. Im Vater-Sohn-Interview mit der Süddeutschen Zeitung (Samstags-Ausgabe) erzählen die Neureuthers, wie Felix zum Ski-Rennfahrer wurde - kein Wunder eigentlich in dieser begabten Sportfamilie. Oder doch? In einem Männergespräch sprachen die beiden...

... über Felix' Probleme, mit einem prominenten Namen aufzuwachsen:

Felix Neureuther: Ich bin stolz auf den Namen, aber manchmal war's auch nervig. Mich haben wildfremde Leute angesprochen und gesagt: Liebe Grüße an die Mama, mit der bin ich mal Lift gefahren, das war so nett damals. Ich habe die Grüße ausgerichtet, und die Mama hat dann gesagt: Wer soll das sein?

Felix Neureuther: Vor Olympia 2006 hatte ich die Norm ganz knapp verpasst, durfte aber mit, wie zwei andere deutsche Athleten übrigens auch. Bei denen hat's keinen interessiert, bei mir haben alle gleich aufgeschrien: Der ist nur dabei, weil er Neureuther heißt! Hätte ich Müller geheißen, hätte alle gesagt: Super, da ist ein junger Bursch, der hat Perspektive, den nehmen wir zum Lernen mit. Da ist viel auf mich eingeprasselt, wenn ich das gewusst hätte, hätt' ich gesagt: Vergesst Olympia, ich bleib daheim. In vier Jahren hab ich die nächste Chance.

... über die Versuche der Eltern, ihre Prominenz vor den Kindern geheim zu halten:

Christian Neureuther: Wir sind immer sehr defensiv mit unserer Vergangenheit umgegangen. Bei uns zu Hause steht kein einziger Pokal, wir haben keinen Trophäenraum oder sowas. Wir wollten den Kindern ein normales Aufwachsen ermöglichen.

Christian Neureuther: Die bewusste Entscheidung von der Rosi und mir war, dass wir alles von den Kindern fernhalten, was mit Prominenz und Hype zu tun hat. Das Skifahren selbst wollten wir nicht verheimlichen, es ist ja auch nach unseren Karrieren unser Beruf geblieben. Aber wir haben keine VIP-Einladungen oder Ähnliches angenommen, wo wir die Kinder mitgenommen hätten. Kindern tut's nicht gut, wenn sie mit Kaviar und Champagner aufwachsen. Die sollen daheim bleiben und Fußball spielen. Unsere größte Sorge war immer, dass die Kinder durch die Dominanz der Eltern Schaden nehmen.

... über einen Karriere entscheidenden Vater-Sohn-Dialog:

Felix Neureuther: Das Gespräch, das wir beide nach Olympia 2006 geführt haben, war der Wendepunkt für mich. Das Gespräch hat meine Karriere gerettet.

Christian Neureuther: Im Grunde habe ich ihm gesagt: Wenn du so weiterfährst, mach' lieber was anderes.

Felix Neureuther: Er hat mir gesagt, dass ich zu faul bin. Für mich war bis dahin ja immer alles so leicht gegangen, ich war schnell der Beste, bin locker in den Weltcup aufgestiegen, hab' nebenher noch das Abitur gemacht. Alles war super-easy. Aber wenn du dann mal richtig einen auf den Deckel kriegst, kommst du nach Hause gekrochen und fragst um Rat. Der Papa hat mir da die Augen geöffnet.

... über den Einfluss der Kinder auf die Eltern:

Christian Neureuther: Es gibt da ja diese Fernsehauftritte in der RTL-Chartshow, und damit haben wir aufgehört, weil die Kinder das nicht wollen. Von denen haben wir die volle Breitseite gekriegt.

Felix Neureuther: Aber gnadenlos. Zum 60. Geburtstag vom Papa habe ich ein Gedicht gemacht, da kam eine Zeile vor, die ich hier leider nicht zitieren kann.

Das ganze Interview lesen Sie in der Samstagsausgabe der Süddeutschen Zeitung.

© sueddeutsche.de/ebc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Wintersport kompakt
:WM-Generalprobe verpatzt

Maria Riesch verpasst eine große Chance, beim Biathlon gewinnt Arnd Peiffer dank einer perfekten Schießleistung in den USA. Skeleton-Pilotin Anja Huber erlebt einen denkwürdigen Tag.

Bildern

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: