Ski alpin:Luitz, der unwirsche Raser

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Stefan Luitz, quer zur Piste. "Das war wieder so ein Leichtsinnsfehler von mir." (Foto: Doug Pensinger/AFP)
  • WM, Olympia und jetzt der Riesenslalom in Beaver Creek: Auf dem Weg zum Sieg macht Skifahrer Stefan Luitz dumme Fehler.
  • DSV Sportdirektor Maier sagt: "Das geht mir auf den Sack!" Luitz selbst gibt sich einsichtig.
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Felix Neureuther war fassungslos, als er seinen Kumpel Stefan Luitz nach der verpassten Chance im Weltcup-Riesenslalom von Beaver Creek im Zielraum liegen sah. "Ey, der Stefan! Das gibt's doch nicht, oder?", rief Neureuther betroffen.

Der Stefan, also Luitz, war drauf und dran gewesen, als erst dritter deutscher Sieger eines Weltcup-Riesenslaloms in die Ski-Geschichte einzugehen, als er, das Ziel vor Augen, böse patzte. "Auf Bairisch gesagt: Das geht mir auf den Sack!", schimpfte Wolfgang Maier, Alpindirektor des Deutschen Ski-Verbands, nachdem Luitz schließlich nur Platz 23 erreichte - und gab damit die Gesamtstimmung treffend wieder.

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Mit 18 wurde die Amerikanerin Olympiasiegerin, und in Aspen hat sie nun mit drei Sekunden Vorsprung gewonnen. Das bodenständige Talent wird rasant erwachsen - jetzt will sie den Gesamtweltcup.

Von Johannes Knuth

"Der Kerl ist so schnell, und, ach, das ist bitter."

Neureuther konnte sich angesichts des Malheurs gar nicht über seinen fünften Platz freuen. "Ich bin sehr zufrieden", versuchte er sich, ehe ihn das abermalige Unglück von Luitz einholte: "Aber der Stefan - hey, für den tut's mir echt so leid", sagte der 31-Jährige, den der Kollege wohl an einen jungen Hasardeur Namens Neureuther erinnert. "Der Kerl ist so schnell, und, ach, das ist bitter. Wirklich sehr bitter, brutal schade", fügte Neureuther zerknirscht an.

Luitz war mit einer hohen Startnummer im ersten Lauf auf Platz nach vorne gefahren, nur 15 Hundertstel Sekunden hinter dem Dominator Marcel Hirscher aus Österreich. Im Final-Durchgang zeigte er abermals eine famose Fahrt, baute seinen Vorsprung immer weiter aus, lag bei der letzten Zwischenzeit mehr als eine Sekunde vor dem bios dahin Führenden Victor Muffat-Jeandet aus Frankreich. Bis er wenige Tore vor dem Ziel ein solchen Fehler machte, dass er ins abschließende Flachstück fast stehend hineinfuhr. Hirscher holte anschließend locker seinen 33. Weltcup-Sieg.

Hernach zeigte er sich einsichtig. "Das ist kein Pech, wenn so etwas passiert, das war wieder so ein Leichtsinnsfehler von mir", sagte er. Wieder - das Talent aus Bolsterlang im Allgäu genießt inzwischen den Ruf eines schlampigen Genies. Bei der WM 2013 in Schladming fuhr er das letzte Tor um und wurde disqualifiziert. Bei Olympia 2014 in Sotschi setzte Luitz noch einen drauf und fädelte im ersten Durchgang auf Platz zwei liegend ein.

"Das ärgert mich ganz brutal"

"So etwas sollte nicht passieren, das ärgert mich ganz brutal", sagte er diesmal: "Ich weiß ja, dass ich schnell fahren kann, aber es gilt, zwei Läufe runterzubringen - und da heißt es: Arbeiten."

Maier war nach dem Rennen einige Stunden richtig sauer. "Da hat der über eine Sekunde Vorsprung - und dann muss er wieder so einen Firlefanz machen", schimpfte Maier, "der muss mal ein bisschen erwachsen werden." Dieses Thema "diskutieren wir mit ihm schon seit Olympia, seit - ach, seit ich ihn kenne", fügte Maier an: "Ich weiß nicht, wann bei ihm das Zehnerl fällt." Der Alpindirektor riet Luitz zu mentalem Training, "damit er lernt, sich bis zum Schluss zu konzentrieren".

Maiers Ärger war auch deshalb groß, weil die Nordamerika-Tour für den Deutschen Skiverband insgesamt nicht nach Wunsch lief. Ein Sieg zum Abschluss "hätte uns gut getan", meinte er: "Es ist ja nicht so, dass wir da drüben Urlaub gemacht hätten, wir wollten gut in die Saison reinkommen, aber kommen nicht vom Fleck."

Den Technikern bietet sich am Wochenende in Val d'Isère in Frankreich die nächste Chance. Die anspruchsvolle "Face de Bellevarde" ist Luitz' Lieblingspiste, zwei seiner bisher drei Podestplätze hat er dort eingefahren. "Ich werde mit Vollgas reingehen", kündigte er an.

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